Ein wenig erschöpft sind wir schon von unserer großen Tour zu den schönsten Orten im Süden der Toskana. Aber nach einer Erholungspause in Porto Santo Stefano machen wir uns auf den Weg in die Provinzhauptstadt der Maremma: Grosseto liegt nur einige Kilometer nördlich des Parco Naturale della Maremma und ist mit über 80.000 Einwohnern die größte Stadt der Region. Auf dem Weg nach Grosseto fällt uns allerdings ein kleines Dorf ins Auge, das definitiv ein Geheimtipp ist.
Anstatt die E80 am Naturpark der Maremma entlang nach Grosseto zu fahren, haben wir uns dazu entschlossen, die kleineren Straßen durchs Hinterland zu nehmen. Ein Umweg, aber landschaftlich definitiv die schönere Strecke. Nach ein paar Kilometern auf der SS323 stoßen wir auf einen wunderschönen mittelalterlichen Ort, umgeben von einer Stadtmauer. Neugierig geworden nehmen wir die Abzweigung an den Olivenhainen zu Fuße des Städtchens.
Magliano in Toscana – kleines Dorf mit fantastischen Ausblicken
Zwei Minuten später parken wir unser Auto vor dem Stadttor von Magliano in Toscana. Durch die Porta San Giovanni gelangen wir in die Altstadt, die vom Tourismus weitgehend unbehelligt geblieben ist. Direkt hinter dem Stadttor geht linker Hand eine kleine Gasse auf den Camminamento Cinta Muraria ab – ein Weg auf der Stadtmauer, der rund um Magliano in Toscana führt. Von hier aus bekommst du einen guten Eindruck vom kleinen Dorf und hast fantastische Ausblicke in das Umland der Maremma.
An der Porta San Martino machen wir uns auf den Rückweg durch die Altstadt. Von der Chiesa San Martino führt eine kleine Straße zur Piazza della Libertà mit dem Palazzo del Podestà aus dem 14. Jahrhundert und der Kirche San Giovanni Battista. Einige schöne Restaurants, die neugierig machen, sehen wir auch. Verhungern dürftest du in Magliano in Toscana jedenfalls nicht.
Castiglione della Pescaia – Badeparadies im Norden der Maremma
Nach dem ungeplanten Zwischenstopp fahren wir weiter in Richtung Grosseto. Da die Sonne aber mittlerweile strahlt und wir Sehnsucht nach dem Meer haben, planen wir kurzerhand um, fahren zunächst an Grosseto vorbei und machen einen Abstecher in Richtung Küste zum Badeort Castiglione della Pescaia. Er liegt an der Mündung des Flusses Bruna, etwa auf gleicher Höhe wie Grosseto. Von Castiglione della Pescaia verläuft nach Norden bis Le Rocchette und nach Süden in Richtung Marina di Grosseto nahezu ununterbrochen ein kilometerlanger Sandstrand.
Castiglione della Pescaia eilt der Ruf als schönster Badeort im Süden der Toskana voraus. Nicht nur Italiener machen hier Urlaub und lassen den Ort in der Hochsaison auf ein Vieles seiner Einwohner anschwellen. An jeder Ecke hören wir Deutsch, fast mehr als Italienisch.
Zwischen Strand und Altstadt – was du in Castiglione della Pescaia sehen kannst
Unterhalb der Altstadt findest du in Castiglione della Pescaia jede Menge Parkplätze, deren Parkgebühren aber zu den saftigsten während unseres gesamten Toskana-Aufenthalts gehören. Als wir unseren Parkschein gezogen haben, schieben sich Wolken vor die Sonne, weshalb statt Strand ein Besuch in der Altstadt angesagt ist. In der kleinen Fußgängerzone reihen sich Cafès, Bars, Eisdielen und kleine Läden aneinander. Alles wirkt sehr touristisch, vielleicht liegt es auch nur am starken Kontrast zum beschaulichen Magliano. Mit Blick auf den steilen Weg, der in die Altstadt führt, trinken wir erstmal einen Espresso und essen ein Eis. Die Preise auch hier: gesalzen.
Gestärkt geht es bergauf, vorbei an Restaurants in alten, aber eher unscheinbaren Palazzi zum Castello. Die alte Festung, die Pisa hier errichten ließ, lässt sich nur von außen anschauen. Sie ist in Privatbesitz. Kein Zutritt. Darauf weisen verschiedene Schilder unmissverständlich hin. Wenige Meter weiter stehen wir wie nahezu bei allen Sehenswürdigkeiten von Castiglione della Pescaia erneut vor verschlossenen Türen. Auch die hübsche Kirche San Giovanni Battista sieht offensichtlich nur ungern Besucher. Enttäuscht über das Missverhältnis von Preisen fürs Parken und Essen auf der einen Seite und den verschlossenen historischen Bauwerken steigen wir wieder ins Auto und machen uns auf den Weg nach Grosseto. Castiglione della Pescaia hat auf unserer persönlichen Hitliste der Orte, die wir in der Toskana besucht haben, leider den Negativrekord aufgestellt. Weiterempfehlen können wir ihn nicht.
Grosseto – relaxte Hauptstadt der Maremma
Als wir etwa eine halbe Stunde später Grosseto erreichen, sind wir gespannt. Über die Hauptstadt der Maremma haben wir Positives wie Negatives gehört. Ein Parkplatz ist jedenfalls leicht gefunden, rund um die Altstadtmauer gibt es genügend davon. Unser Auto steht auf der Piazza de Maria, direkt an der Porta Vecchia. Donnerstags findet hier der Markt von Grosseto statt.
Kulinarischer Tipp
Außerhalb der Stadtmauer, wenige Meter von der Porta Corsica entfernt, liegt die Gelateria Artigianale Arlekkino. Die Auswahl an Sorten ist groß und du kannst dein Eis auf sizilianische Art genießen – in einem Brioche. Darüber hinaus gibt’s kleine Semifreddo-Törtchen und Cannoli siciliani.
Gelateria Artigianale Arlekkino, Via Leonardo Ximenes 27, Grosseto
Im Vergleich zu vielen kleinen Orten der Toskana pulsiert in Grosseto natürlich das Leben. Doch insgesamt geht es auf der quirligen Piazza del Mercato immer noch entspannt zu. Die Tische der Cafés sind belegt, überall sind die Wege mit Pflanzen begrünt und die Sonne lässt sich wieder blicken. Grosseto begrüßt mit einer angenehmen städtischen Atmosphäre.
Sehenswürdigkeiten rund um die Piazza Dante
Nur wenige Meter weiter öffnet sich der große Piazza Dante mit ganz vielen Sehenswürdigkeiten. Er ist das Herz der Stadt und vor allem abends der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Im Vergleich zu vielen anderen toskanischen Städten sind die Gebäude rund um den Platz geradezu schnörkellos. Dass die Piazza Dante dennoch sehr atmosphärisch wirkt, liegt nicht zuletzt am stimmungsvollen Gesamtbild. Die Gebäude an der Piazza Dante sind teilweise noch nicht so alt, allen voran der Palazzo degli Aldobrandeschi. Er schaut aus wie ein mittelalterlicher Gotik-Palast, wurde allerdings erst Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet.
Deutlich älter ist der Dom San Lorenzo direkt nebenan. Er stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Seine Fassade, die an eine weniger detailverliebte Version des Doms von Siena erinnert, erhielt er allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Innere schmückt ein Zebramuster aus weißem und schwarzen Mamor, allerdings nicht ganz so prunkvoll wie bei der Seneser Kathedrale.
Über den Corso zur Chiesa San Francesco
Entlang des Corso Giosuè Carducci kannst du in aller Ruhe dem Shopping-Wahnsinn verfallen und flanieren. Die großzügige Einkaufsstraße reicht bis ans Ende der Altstadt zur Piazzetta Monte dei Paschi. Gehst du weiter geradeaus, kommst du wenig später an den Palazzo del Governo, der im urbanen Neoklassikstil erbaut wurde. Wir biegen aber an der Piazzetta rechts ab und stehen wenige Minuten später vor Grossetos zweitwichtigstem Sakralbau: Es ist die Chiesa San Francesco, dem Schutzpatron Grossetos gewidmet. Eine insgesamt schlicht gehaltene Kirche und sehenswert eher wegen des kleinen archäologischen Parks auf der Rückseite der Kirche. Dort sind seit 2017 Funde aus der Etrusker- und Römerzeit frei zugänglich ausgestellt.
Die Medici-Festung Cassero Senese
Vom Park aus schlendern wir ein Stückchen an der Stadtmauer entlang, wo es schlagartig ruhiger wird. Ohnehin triffst du in Grossetos Seitenstraßen kaum noch Touristen, bekommst dafür vom Stadtalltag mehr mit. Die Stadtmauer führt zum Cassero Senese, einer wuchtigen Festung der Medici, die fast ein wenig deplatziert wird. Du kannst sie entlang des Burggrabens von außen umrunden. Gewöhnlich ist sie auch geöffnet – nur wir haben Pech: das Tor mit dem Medici-Wappen ist verschlossen.
Auf dem Rückweg zur Piazza Dante kommen wir an der Via Garibaldi noch an der kleinen Kirche Chiesa della Misericordia vorbei, die von zahlreichen Osterien, Bars und Cafés gesäumt ist. Wenn der Hunger ruft, solltest du wenige Meter weiter in der Via degli Aldobrandeschi und der Via San Martino vorbeischauen. Dort gibt es ein großes Angebot Restaurants und Osterien, die dir gutes toskanisches Essen servieren.
Kulinarischer Tipp
Nur wenige Tische und die sind fast immer voll. In der Trattoria Il Giogo genießt du maremmarische Küche. Keine High-End-Gerichte, sondern genauso wie es die italienische Mama zu Hause kocht. Sie ist hauptsächlich mittags geöffnet, am Wochenende gibt es auch Abendessen. Das alles zu kleinen Preisen, Gerichte über 10 Euro sind eher die Ausnahme. Die Trattoria liegt außerhalb des Centro Storico, etwa 150 Meter von der Porta Vecchia entfernt.
Trattoria Il Giogo, Via Cesare Battisti 31, Grosseto
Wir stärken uns mit einem kleinen Snack, bevor wir der Maremma vorerst Lebewohl sagen. Unsere Toskana-Rundreise ist allerdings noch nicht beendet, denn im nächsten Reisebericht lernst du eine der anmutigsten Ecken der Toskana kennen: das berühmte Val d’Orcia und Montepulciano.
jens
Hallo, essen und reisen ein schöner Ansatz. Es ist schön sehr schön in der Toskana.
Grüße Jens.