Die Costa di Bari ist mit ihrer zerklüfteten Felsküste vielleicht nicht der beste Ort für Strandurlaub. Dafür reihen sich nördlich und südlich von Bari faszinierende Küstenorte aneinander. Jede Menge mittelalterliche Gebäude sind in den historischen Zentren erhalten und so gibt es viel zu sehen. Wir sind an der südlichen Costa di Bari unterwegs und wollen Polignano a Mare und Monopoli einen Besuch abstatten. Die beiden Küstenstädtchen an der Adria bezaubern mit mediterraner Atmosphäre und könnten doch unterschiedlicher nicht sein.
Polignano a Mare
Schwindelerregend eng klebt Polignano a Mare an einem steilen Felsen direkt über dem Meer. Durch seine Lage erinnert das Städtchen ein wenig an Peschici am Gargano. Der Ort ist in den letzten Jahren berühmt geworden, weil er an der rauen Felsbucht Lama Monachile ein umwerfendes Fotomotiv bietet. Hunderte Instagramer aus aller Welt haben dafür gesorgt, dass Polignano a Mare mittlerweile auf der Bucket-List vieler Italien-Reisender steht. Den Ansturm hat das kleine Städtchen mit rund 18.000 Einwohnern trotzdem recht gut weggesteckt.
Volare… Polignanos berühmtester Sohn
Auf dem Weg in den rund 30 Kilometer von Bari entfernten Ort läuft im Auto natürlich der passende Retro-Soundtrack von Domenico Modugno. Der italienische Musiker wurde 1928 in Polignano a Mare geboren. Bis heute ist er einer der berühmtesten Söhne der Stadt. Auch wenn dir sein Name vielleicht nichts sagt, kennst du sicherlich seinen berühmtesten Song. Er steht wie kaum ein anderes Lied für Bella Italia: „Nel blu, dipinto di blu“, auch bekannt als „Volare“. Eine Statue am nach ihm benannten Lungomare Modugno erinnert in Polignano a Mare noch heute an ihn. Auch wenn der Sänger im Ort selbst nur wenig Zeit verbracht hat.
Staunen und Baden an der Lama Monachile
Parken ist in Polignano a Mare außerhalb der Hochsaison kein großes Problem. Für ein paar Euro lassen wir das Auto am zentrumsnahen Parcheggio San Francesco. Über einen Schleichweg erreichen wir nach wenigen Metern das unschlagbare Panorama, das sich von der alten Bourbonen-Brücke (mit römischen Wurzeln!) über den Kieselstrand Lama Monachile und die enge, felsige Bucht ausbreitet. Regelmäßig macht hier die Red Bull Cliff Diving World Series Halt. Wagemutige Klippenspringer stürzen sich dann spektakulär vom höchsten Felsen der Altstadt ins grünblaue Meer.
Der Strand an der Lama Monachile begeistert uns allerdings nur wegen des Panoramas. Zwar ist die Bucht mit dem Qualitätssiegel Bandiera Blu ausgezeichnet, doch für unseren Geschmack ist es zu eng und zu voll. Im Hochsommer geht es am Strand zu wie in der Sardinenbüchse und die kleinen Kieselsteine sind auch nur mit Badeschlappen erträglich. Allerdings bietet die Bucht für schwimmstarke Schnorchler das ein oder andere Erlebnis. Über das Wasser lassen sich zudem einige der kleinen Grotten erreichen, die sich zahlreich in die Felsen bohren.
Unterwegs im Centro Storico
Das Centro Storico von Polignano a Mare betrittst du nur wenige Meter weiter durch den Arco Marchesale. Das Stadttor aus dem Jahr 1530 war lange Zeit der einzige Weg, über den man das mittelalterliche Zentrum betreten konnte. Direkt links hinter dem Tor führt eine kleine Straße zur Chiesa del Purgatorio. Die Barockkirche steht auf dem ehemaligen Armen- und Kinderfriedhof der Stadt, der Mitte des 18. Jahrhunderts überbaut wurde. Wenn du hinter der Kirche um die Ecke biegst, erwarten dich einige der schönsten Gässchen der Altstadt.
Gehst du hier weiter, landest du wenig später an der Piazza Vittorio Emanuele II mit der Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 13. Jahrhundert. Ihr gegenüber liegt der alte Palazzo Comunale mit einer Uhr, die noch heute von Hand aufgezogen werden muss.
Kulinarischer Tipp
Wo gibt es in Polignano a Mare das beste Eis? Fragt man zwei Leute, bekommt man drei Antworten. Die einen schwören auf die Gelateria Caruso, die anderen auf Bella Blu. Bei letzterer Gelateria ist das Eis jedenfalls hervorragend cremig und köstlich. Die Sorten Pistazie und Schokolade lohnen sich – eine himmlische Kombination! Zu finden ist die Eisdiele nicht in der Altstadt, sondern nur einen Steinwurf von der Piazza Garibaldi entfernt.
Bella Blu Gelateria, Via Martiri di Dogali 20, Polignano a Mare
Über die Via Annunziata gelangst du schließlich zu einem der schönsten Aussichtspunkte von Polignano a Mare – der Terrazza Santo Stefano. Hier drängen sich die Menschen, um den fantastischen Blick über die Bucht an der Cala Monachile zu erhaschen. Auf dem Felsen gegenüber, der Pietra Piatta, befindet sich ebenfalls ein toller Aussichtspunkt auf das Centro Storico.
Auf den Spuren von Guido il Flaneur
Rund um die Terrazza Santo Stefano und die gleichnamige Kirche liegt der romantischste Bereich in der Altstadt von Polignano a Mare. Die Gassen und Vorhöfe der Häuschen sind eng und mit bunten Blumen geschmückt. Treppen, Türen, Vasen und Mauervorsprünge sind hier mit vielen, oft leicht veränderten Zitaten berühmter Persönlichkeiten und kleinen Gedichten beschriftet – alle in der gleichen Handschrift.
Es ist das Werk von Guido Lupori, einem Baresen, der seit 1984 in Polignano wohnt. „Guido il Flaneur“ nennt er sein künstlerisches Alter Ego, das seit 1992 die Sprüchlein in der Altstadt hinterlässt. Mit ihnen möchte er anderen Menschen Poesie und Literatur näherbringen. Und es funktioniert: immer wieder bleiben die Besucher stehen, um Guidos Weisheiten zu lesen.
An der Kirche Santo Stefano, die heute eine kleine Galerie beherbergt, gibt es übrigens noch einen weiteren Aussichtspunkt, den du nicht verpassen solltest. Er gibt einen hervorragenden Blick auf die felsige Landzunge von Polignano preis.
Von der Kirche aus zieht es uns noch in die Via San Benedetto, die sich zu einem luftigen Platz erweitert, an dem du perfekt bei einem Espresso oder Glas Wein entspannen kannst. Am Ende des Platzes liegt auch Polignanos berühmtestes Restaurant Grotta Palazzese. Die Preise sind gesalzen, das Essen soll nicht berauschend sein. Dafür ist die Atmosphäre einzigartig, denn das Restaurant liegt in einer Grotte direkt über dem Meer.
Kulinarischer Tipp
Von Juli bis September ist in Polignano a Mare fast immer was los. Über den ganzen Sommer verteilt gibt es beim Estate Polignanese einen Mix aus öffentlichen Konzerten, Open Air-Kino, Theater- und Kunstevents und kulinarischen Festen. Bei der Sagra del Pesce im August kannst du frische Street Food-Kreationen aus dem Meer probieren. Im September gibt es bei der Sagra degli Gnumeridd eine apulische Spezialität, an der sich die Geister scheiden. Es sind kleine Rouladen aus Innereien vom Lamm – deftig, aber wirklich lecker.
Monopoli
Nachdem wir unsere Beine ein wenig ausgeruht haben, zieht es uns weiter zum nächsten Ziel. Wir fahren nach Monopoli, gerade einmal acht Kilometer südlich von Polignano gelegen. Eine Schlossallee gibt es in Monopoli nicht, du gehst auch nicht über Los. Dafür kannst du beim lokalen Spielwarengeschäft eine Spezialedition von „Monopoly“ kaufen, die ganz auf die Hafenstadt zugeschnitten ist.
Hafenstadt mit viel Flair
Wenn dir Bari zum Übernachten zu groß ist und Polignano am Abend zu überlaufen, dann bist du in Monopoli goldrichtig. Die Hafenstadt an der Adria liegt nicht nur günstig, um Apulien zu erkunden, sondern du findest in der Umgebung auch jede Menge kleine Badebuchten. Außerdem ist das historische Zentrum eine echte Perle, die von vielen Reisenden unterschätzt wird.
Monopoli war einst eine reiche Stadt mit griechischen Wurzeln. Unter der Herrschaft der Venezianer erlebte sie durch den Handel mit Mandeln, Wein und Olivenöl eine Blütezeit. Heute liegt in Monopoli eine kleine Fischerflotte vor Anker. Am alten Hafen spielt sich jeden Abend ein kleines Spektakel ab, wenn die Fischer vom Meer zurückkehren und ihren Fang bei einer hektischen Auktion verkaufen.
Das Auto kannst du gut in der Nähe der riesigen Piazza Vittorio Emanuele II abstellen. Vor allem in den Straßen, die auf den Platz zulaufen, gibt es an der Seite viele Parkplätze. Die weiträumige Piazza mit einem Brunnen und Kriegsdenkmal gehört zu den größten Plätzen in Apulien – wenn auch nicht zu den schönsten. Hinter der Piazza, sobald du die Kirche San Francesco d’Assisi erreicht hast, beginnt das hübsch verwinkelte Centro Storico.
Stimmungsvolle Altstadt mit gutem Nachtleben
Die Altstadt von Monopoli ist wunderschön. Kleine Trattorien und Bars laden in den malerischen Gassen zum Verweilen ein. Die gut erhaltenen Häuser sind teilweise durch mittelalterliche Torbögen verbunden. Pflanzen und Blumenschmuck sorgen im Gassengewirr für stimmungsvolle Akzente und unterstreichen die durch und durch mediterrane Atmosphäre des alten Zentrums. Vor allem abends füllen sich Orte wie die einladende Piazza Garibaldi, die sicherlich der schönste Platz in ganz Monopoli ist.
Etwas enttäuscht sind wir, dass die Tore der Chiesa Santa Maria Amalfitana im nördlichen Teil der Altstadt verschlossen sind. Die Kirche soll 1059 von Seeleuten aus Amalfi angelegt worden sein. Sie hatten einen Sturm überlebt und in einer der Höhlen von Monopoli Zuflucht gefunden. Die Felsenkirche unterhalb der heutigen Kirche wurde Jahrhunderte später wiederentdeckt und kann theoretisch besichtigt werden.
Kulinarischer Tipp
Panzerotti sind gefüllte Teigtaschen, die ein wenig an die Pizza Calzone erinnern. Allerdings wird die apulische Spezialität nicht im Ofen gebacken, sondern frittiert. Zugegeben sind Panzerotti vielleicht nicht das kalorienärmste Street Food Apuliens, aber verdammt lecker. Traditionell werden sie nur mit Tomate und Mozzarella gefüllt. Doch mittlerweile gibt es unzählige Varianten. Einige davon kannst du bei der Sagra del Panzerotto in Monopoli probieren. Es ist eines der kulinarischen Feste im Herbst. Natürlich garniert mit Live-Musik und lebhafter Atmosphäre.
Fischerboote und mediterrane Atmosphäre am Hafen von Monopoli
Direkt hinter der Piazza Garibaldi erreichen wir den alten Hafen von Monopoli. Er ist ein wirklich magischer Ort. Vor der Kulisse aus alter Burg und dem Palazzo Martinelli mit seinem Balkon im venezianischen Stil schubsen die Wellen sacht ins Hafenbecken und bringen die kleinen blauen Fischerboote zum Tanzen. Das alte Tor zum Hafen ist noch erhalten und bietet vor allem von der Via Porto einen zauberhaften Blick.
Gemütlich schlendern wir an den Kaimauern entlang und genießen die besondere Stimmung an diesem Ort. Das Castello von Carl V. aus dem 16. Jahrhundert schließt das Panorama. Es ist eine eher kleine Burg, war aber eine durchaus wehrhafte Verteidigungsanlage. Erbaut wurde sie auf wahrlich historischem Grund, dessen archäologischen Funde bis ins 5. Jahrhundert vor Christus zurückreichen. Heute wird das Castello für Kulturveranstaltungen genutzt. Wenn du einen besonderen Ort für eine Hochzeit suchst, kannst du die alten Gemäuer dafür mieten.
Nach einem Spaziergang entlang des Lungomare stürzen wir uns hinter der Chiesa San Salvatore wieder ins Gassengewirr und stehen einige Meter weiter an der Piazza Palmieri im Herzen der Altstadt. Es ist einer der ältesten Plätze in Monopoli. Architektonisch wird er von der großen Chiesa Santa Teresa und dem Palazzo Palmieri dominiert. Ursprünglich war die Piazza nach der mittelalterlichen Kirche San Pietro e Paolo benannt, die heute neben der massiven Chiesa Santa Teresa steht.
Barock pur: Kathedrale Maria della Madia
Auf unserem Weg durch die Altstadt fehlt noch eine wichtige Sehenswürdigkeit von Monopoli: die Kathedrale Maria Santissima della Madia. Die dreischiffige Basilika ist ein richtig schicker Barockbau – prunkvoll nicht nur an der Fassade, sondern vor allem im Inneren. Schon vorher standen an der Stelle der Kathedrale Kirchen, 1741 erfolgte der Neubau. Der Besuch der Kirche lohnt sich nicht nur wegen ihrer barocken Architektur. Eine Ausstellung zeigt Artefakte, die bis in die Bronzezeit reichen.
Nach einer kleinen Stärkung lassen wir nach unserer Zeit in Monopoli die Costa di Bari schließlich hinter uns. Wir wollen weiter ins Hinterland, in die südliche Murgia. Wir wollen dort das Valle d’Itria erkunden, das durch seine Trulli-Steinhäuser weltberühmt geworden ist.
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