In Italien gehört der Verdauungsschnaps so fest zu einem guten Essen wie das Amen in die Kirche. Am Ende gibt es immer einen Grappa, Limoncello oder aber einen Kräuterlikör. Die Rezepte dafür hüten die Italiener wie einen wertvollen Schatz. Vor allem die großen Firmen lassen sich bei der Produktion ungern in die Karten schauen. Ein Kräuterlikör lässt sich aber ganz einfach selber machen. Ich stelle dir das Rezept für den Kräuterlikör Sette Erbe vor. Wie der italienische Name schon verrät, brauchst du sieben verschiedene frische Kräuter dafür.
Ramazotti, Jägermeister oder Fernet Branca waren gestern! Mit ein paar frischen Kräutern und Weingeist machst du künftig deinen eigenen Kräuterschnaps. Das Schöne dabei: du kannst den Geschmack deinen eigenen Wünschen und Vorlieben anpassen. Für meinen mediterranen Kräuterlikör Sette Erbe verwende ich frischen Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei, Minze, Basilikum und etwas Fenchelkraut. Aber theoretisch ist deiner Kreativität keine Grenze gesetzt. Bislang habe ich jedes Jahr mit der Kräutermenge experimentiert – das Ergebnis war immer sehr lecker! Das Geschmacksbild verschiebt sich allerdings, je nachdem wie viel du von den einzelnen Kräutern verwendest.
Einen Kräuterlikör selber herzustellen, ist nicht aufwändig. Es erfordert aber ein wenig Geduld, denn die Kräuter müssen mehrere Wochen im Alkohol ziehen. Später muss der fertige Likör noch ein paar Wochen reifen – erst dann kann er getrunken werden. Mit ein wenig Planung vorab, ist der eigene Kräuterlikör aber nicht nur ein echtes Geschmackserlebnis, sondern auch ein tolles selbstgemachtes Geschenk für Familie und Freunde.
Kräuterlikör – ein Kulturgut
Kräuterlikör gehört fest zur Kultur Italiens. Jede Region hat mindestens einen bekannten Likör, sei es Kalabrien (Amaro del Capo), die Toskana (Amaro Etrusco) oder die Marken (Amaro Sibilla). Hinzu kommen hunderte individuelle Rezepte und Liköre von kleinen Produzenten oder solche, die innerhalb der Familien weitergegeben werden. Kein Wunder, denn die vielen mediterranen Kräuter sind bestens für die Likörherstellung geeignet. Wo es den besten Kräuterlikör Italiens (oder der Welt) gibt, darüber streiten sich allerdings die Experten!
Wieso überhaupt ein Kräuterlikör?
Der Kräuterlikör soll nach dem Essen die Verdauung anregen. Schon vor 1000 Jahren hat die Äbtissin Hildegard von Bingen intensiv die Wirkung von Kräutern untersucht und ein Rezept für einen Kräuterschnaps hinterlassen. Er sollte bei Magen- und Verdauungsbeschwerden helfen. Vor allem die Bitterstoffe in den Heilpflanzen sollten die Verdauung fördern, weshalb der Kräuterlikör auch Amaro genannt wird. Es ist das italienische Wort für Bitter. Ob der Kräuterlikör wirklich bei der Verdauung hilft – und sei es nur durch einen Placeboeffekt -, darüber wird oft gestritten. Sicher ist aber: sie sind ein richtiger Genuss.
Wie stelle ich Kräuterlikör her?
Es ist ganz einfach, Kräuterlikör selber zu machen. Basis ist der hochprozentige Alkohol. Theoretisch kannst du Vodka oder Korn nehmen, ich rate dir davon aber ab. Deutlich besser ist Weingeist. Er ist geschmacklich neutral und hat einen höheren Alkoholgehalt. Weingeist kannst du bei einigen Brennereien bequem online bestellen – teils sogar in Bio-Qualität!
Im Alkohol legst du die Kräuter für ca. zwei Wochen ein und lässt sie darin ziehen. Der beste Zeitpunkt, um deinen Sette Erbe anzusetzen, ist im Sommer, wenn die Kräuter richtig gut duften. Die Kräuter stammen bei mir aus dem eigenen Kräutergarten. So kommen sie wirklich ganz, ganz frisch ins Glas und ich kann mir sicher sein, dass sie unbehandelt sind. Wenn du keine eigenen Kräuter anpflanzen kannst, dann kaufe sie im Bio-Laden.
Wenn die Kräuter im Alkohol durchgezogen sind, wird der Likör mit Zuckersirup abgerundet. Auf diese Weise reduzierst du den Alkoholgehalt auf das gewünschte Maß.
Wie lange ist der Kräuterlikör haltbar?
Kräuterliköre haben in der Regel mindestens einen Alkoholgehalt von 30 % bis 40 % Vol., was sie sehr lange haltbar macht. Den fertigen Likör kannst du mindestens ein Jahr lang aufbewahren, theoretisch hält er sich sogar mehrere Jahre. Wenn du ihn nicht vorher ausgetrunken hast oder die Likörflaschen als Geschenk für Freunde angedacht hast. Wichtig ist, dass du ihn dunkel lagerst, denn Licht zerstört die Inhaltsstoffe und das wirkt sich auf den Geschmack aus.
Wie trinkt man Kräuterlikör?
Ein Kräuterlikör ist ein Degistif, das heißt man trinkt ihn nach dem Essen. Wie du ihn trinkst, ist natürlich Geschmackssache. Aber viele Liköre werden in Italien eisgekühlt serviert. Einfach die Flasche im Kühlschrank oder Eisfach lagern und ein wenig Sette Erbe in ein Likörglas ausschenken. Ungekühlt bei Zimmertemperatur schmeckt er aber ebenso gut. Nur eines solltest du nie machen: den Sette Erbe auf Eis servieren.
Kräuterlikör „Sette Erbe“
Kochzubehör
- Weckglas ca. 1,1 l
- Filter
- Trichter
- Flaschen zum Abfüllen
Zutaten
- 3 Zweige Basilikum
- 2 Zweige Rosmarin
- 2 Zweige Thymian
- 2 Zweige Oregano
- 2 Zweige Minze
- 2 Zweige Salbei
- 1 Büschel Fenchelgrün
- 1 l Weingeist 96,4 % Alkohol
- 1,2 l Wasser
- 800 g Zucker
Optional
- 1 Zitrone Bio-Qualität
Zubereitung
- Alle Kräuter gut waschen und trockentupfen. Die Kräuter ein großes Weckglas geben und mit 1 Liter Weingeist begießen. Zusätzlich kann noch die Schale von ½ Zitrone ins Glas gegeben werden – nur darauf achten, dass die Schale dünn und ohne das Weiße abgeschnitten wird. Luftdicht verschließen und 15-20 Tage an einem dunklen Ort ziehen lassen. Das Glas täglich einmal vorsichtig schütteln. Je länger die Kräuter ziehen, umso kräftiger wird der Geschmack.
- Wenn die Kräuter fertig gezogen haben, den Zuckersirup vorbereiten. Dazu den Zucker in 1,1 l Wasser auflösen und zum Kochen bringen. Nicht länger als 5 Minuten kochen! Vom Herd nehmen und vollständig abkühlen lassen.
- Die Kräuter aus dem Alkohol entfernen und entsorgen. Den Sirup zum Alkohol geben, gut umrühren und den Likör wieder in Weckgläser füllen und luftdicht verschließen. Weitere 15 Tage ruhen lassen.
- Den Likör filtern und in Flaschen abfüllen. Am besten mit Likörfiltern – das Filtern kann durchaus ein paar Stunden dauern, muss aber nicht die ganze Zeit beaufsichtigt werden. Den fertigen Likör in Flaschen abfüllen, gut verschließen und mindestens weitere 15 Tage reifen lassen.
DschejKej
Tolle Kombination von Kräutern. Ich habe allerdings den Zucker weggelassen und das Gemisch nach schon nach 1 Woche Stehenlassen destilliert. Es ergab einen tollen Kräuterschnaps. Der Destillationsrückstand ist ein Super-Tee, und das sage ich als überzeugter Kaffeetrinker.
Danke für das Rezept!
Küplüce
Prima geklappt, 150 g weniger Zucker und anstatt Fenchelgrün Zitronenverbene benutzt
Elke
Hallo, danke für das tolle Rezept.
Mein Likör ist aber irgendwie zu süß. Wie kann ich das ändern? Einfach Wasser dazu geht ja nicht, dann verliert er ja an Alkoholgehalt. Hast du einen Tipp?
LG Elke
Torsten
Hallo Elke,
wenn dir der Likör zu süß ist, kannst du den Zucker etwas reduzieren. Das geht und auf die Weise ändert sich auch der Alkoholgehalt nicht allzu sehr.
Liebe Grüße
Torsten