Zum letzten Mal hat Andreas Hoppe als Fernseh-Kommissar Mario Kopper dieser Tage im Ludwigshafener „Tatort“ ermittelt. Zwanzig Jahre spielte er den Halbsizilianer an der Seite von Lena Odenthal. Doch irgendwann ist Schluss. Im Gedenken an seine TV-Rolle hat der Schauspieler „Das Sizilien-Kochbuch“ geschrieben. Ein Reisebericht, den die gebürtige Sizilianerin Cettina Vicenzino mit Rezepten angereichert hat.
Zusammen mit der Kochbuchautorin und Fotografin hat sich Andreas Hoppe auf die Spuren seines Alter Egos begeben. In Syrakus, Taormina und einigen kleinen Orten in der Osthälfte der italienischen Insel hat sich der TV-Darsteller von Land und Leuten sowie der üppigen kulinarischen Tradition Siziliens inspirieren lassen. Gänzlich Neuland betritt er mit seinem kulinarischen Buch nicht, denn mit „Allein unter Gurken – mein abenteuerlicher Versuch, mich regional zu ernähren“ hat sich Andreas Hoppe 2009 als Verfechter für nachhaltige Ernährung a chilometro zero geoutet.
Rezepte von Cettina Vicenzino
Wer gerne isst, ist aber noch lange kein Koch. Für die Rezepte und Fotos zeichnet sich in Andreas Hoppes „Sizilien-Kochbuch“ Cettina Vicenzino verantwortlich. Sie hat mit „Dolci Italiani“, „Italia. Das Beste aus allen Regionen“ und „Mamma Maria!“ drei tolle Kochbücher rund um die italienische Küche geschrieben, tritt allerdings in Hoppes „Sizilien-Kochbuch“ dezent in den Hintergrund. Auch wenn sie den großen Teil der Arbeit am Buch leistete, indem sie die Rezepte zusammenstellte und Hoppe auf seiner Sizilien-Reise fotografierte. Aber so ist das bei Büchern mit Star-Vehikel.
So muss man die Qualität von „Das Sizilien-Kochbuch“ auch mit doppeltem Blick betrachten. Die Rezepte sind einwandfrei. Wer wie Hoppes Alter Ego Mario Kopper essen möchte, kann bodenständige Gerichte nachkochen, mit typisch sizilianischen Zutaten. Auf den Tisch kommt ein fruchtig-würziger Orangensalat, verschiedene Pastagerichte oder Gefüllte Tintenfische. Auf die fruchtige Seite der italienischen Insel greifen das Carpaccio di Pesce spada al mandarino, die Linsensuppe mit Orange und schwarzen Oliven oder das Orangenhuhn mit Couscous zurück.
Sizilien verfügt auch über die besten Anbaugebiete für Pistazien in Europa. Sie werden für Gefüllte Artischocken mit Minze und Pistazien ebenso benötigt wie für das klassische Pistazieneis. Daneben spielen Auberginen in der Küche Siziliens eine große Rolle – wie im Timballo Sicilano, bei der Parmigiana oder eingelegt in Essig. Auf der süßen Seite des Lebens dürfen auch bei Andreas Hoppe nicht die Canolli siciliani und die Cassata siciliana fehlen. Wie bei Cettina Vicenzino üblich sind die Rezepte gut durchdacht, verständlich erklärt und hübsch in Szene gesetzt.
Hoppe hier, Hoppe da
Weniger berauschend ist dagegen der Rest des Buches. In blumigen Worten bereist Andreas Hoppe den Ostteil der Insel, reflektiert pseudoliterarisch das Leben des Mario Kopper und schafft es nur selten, dass Rezepte und Erzählung eine Einheit bilden.
Stattdessen bekommt man ganz viel Hoppe in Bildern serviert: wie er Orangen schält, Wein trinkt, Sizilianer kennenlernt, Nudeln isst, mit Vintage-Köfferchen durch Straßen irrt, in Töpfe schaut oder einfach nur das Leben genießt. Das soll authentisch wirken und für Lokalkolorit sorgen, fühlt sich aber künstlich und gestellt an.
Was unterm Strich bleibt, ist vor allem ein Buch für Fans von Andreas Hoppe. Sie erleben den Schauspieler als Kulturreisenden unter der Sonne des Südens. Ein letzter persönlicher Blick auf die lange Karriere als Tatort-Kommissar Mario Kopper. Nebenbei können sie in Rezepten blättern und beim Nachkochen von Hoppe schwärmen. Oder es direkt neben das Commissario Montalbano-Kochbuch ins Regal stellen. Als reines Kochbuch über die sizilianische Küche gibt es auf jeden Fall bessere Alternativen.
Andreas Hoppe
„Das Sizilien-Kochbuch“
(Südwest Verlag)
ISBN 978-3-517-09609-4, 218 Seiten, € 24,99
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