Wenn es um italienische Küche geht, gehören Katie und Giancarlo Caldesi derzeit zu den umtriebigsten Kochbuchautoren Englands. Nach der Toskana, der Amalfitana und Venedig hat sich das Ehepaar auf kulinarische Spurensuche in Italiens Hauptstadt begeben. „Rom – Die besten Rezepte aus der ewigen Stadt“ wirft einen Blick in die römischen Kochtöpfe der Vergangenheit und Gegenwart.
Von der Dekadenz spätrömischer Bankette ist in „Rom – Die besten Rezepte aus der ewigen Stadt“ nichts zu spüren. Keine ausgefallenen Zutaten, kein aufwendiges Chichi. Auch die Vorliebe der Römer für Innereien umgehen die Caldesis in ihrem neuen Kochbuch. Ziel sei es gewesen, einfache Rezepte zusammenzutragen, deren Umsetzung nicht an hohen Hürden der Zutaten scheitern. Mit anderen Worten: die Caldesis wollen Rezepte zum Nachkochen.
Der Schwerpunkt des Kochbuches liegt dabei auf Antipasti, Streetfood, Suppen und Picknick-Rezepten. Schmackhafte Kleinigkeiten, die mit wenig Aufwand und einer übersichtlichen Zutatenliste nachgekocht werden können. Darunter Römische Focaccia, die sich auf nahezu unendliche Weise lecker belegen lässt, oder köstlich duftender Kürbis mit Rosmarin und Kreuzkümmel.
Gegenüber den typisch römischen Zutaten wie Artischocken und Kräutern verneigen sich Giancarlo und Katie Caldesi mit einem Römischen Kräutersalat und den Carciofi alla Giudia. Letzteres ist ein Klassiker, aber in nahezu jedem Kochbuch zu finden.
Wer Pasta liebt, sich bislang aber nur auf Mamma Miracoli verlassen hat, kann sich mit „Rom“ auf einige sehr einfach gelingende Evergreens verlassen: Spaghetti Cacio e Pepe oder Spaghetti Ajo e Ojo, das Katie Caldesi einmal traditionell vorstellt und mit Garnelen, Zitrone und Minze abwandelt. Eine schmackhafte Variante!
Auch die Hauptgerichte mit Fisch und Fleisch sind vom Schwierigkeitsgrad allenfalls moderat. Mit Kalbsbries an Kartoffel-Oliven-Püree wagen die Caldesis einen flüchtigen Blick in die lange Tradition des Quinto Quarto der römischen Küche. Mehr möchten sie den Nordeuropäern an Innereien aber nicht zumuten, was etwas schade ist. Auch schön und gut: die Saltimbocca-Variante mit Wolfsbarsch!
Das Dolici-Kapitel fällt sehr übersichtlich aus und borgt Rezepte aus anderen Regionen Italiens – was vor allem daran liegt, dass die Küche Latiums eine karge Dessertauswahl bietet. Die Caldesis versuchen mit beliebten Leckereien wie Aufgeschlagene Ricottacreme mit Rum und Früchten sowie einigen Sorbet- und Eisrezepten gegenzusteuern. Und hängen ein Cocktail-Kapitel an, das aber eher überflüssig ist.
Wer zum Buch greift, sollte wissen: Die Caldesis verstehen „Rom – Die besten Rezepte aus der ewigen Stadt“ weniger als umfassende Rezeptsammlung der Regionalküche, sondern als Greatest Hits: mit Gerichten aus der langen kulinarischen Tradition Roms, vielen Gastrezepten von alteingesessenen Römern und Wahl-Römern sowie mit Speisen, die sich auf typisch römische Zutaten stützen. In diesem Punkt unterscheidet sich das Kochbuch vom Vorgänger „Die Küche Venedigs“, das tiefer ging. Im Ganzen bietet „Rom – Die besten Rezepte aus der ewigen Stadt“ allerdings einen guten Einstieg in die Küche der italienischen Hauptstadt. Mit ausgewählten Rezepten, Interviews mit Römern und extrem vielen Bildern versucht es, die kulinarische Seele Roms zu ergründen.
Ein Interview mit Katie Caldesi zu „Rom“ lest ihr an dieser Stelle!
Katie & Giancarlo Caldesi
„Rom – Die besten Rezepte aus der Ewigen Stadt“
(Dorling Kindersley Verlag)
272 Seiten, ISBN 978-3-831-3097-2, € 24,95
Alle Fotos und Textauszüge aus „Rom – die besten Rezepte aus der ewigen Stadt“:
(c) Hardie Grant Books. Fotos: Helen Cathcart. Texte: Katie und Giancarlo Caldesi. F.d.dt. Ausgabe: Dorling Kindersley Verlag
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