Mit ihrer verwinkelten Altstadt, den bunt geschmückten Gassen und zahllosen Sehenswürdigkeiten zählt Ostuni zu den schönsten Orten des Valle d’Itria. Das Städtchen mit den weiß gekalkten Häusern nahe der Adria-Küste ist ein Must-See auf jeder Apulien-Reise. Nicht nur wegen der vielen architektonischen Highlights, sondern vor allem wegen der besonderen Atmosphäre der Città bianca.
Die weiße Stadt
Wir brechen sehr früh auf in Alberobello, denn es hat sich herumgesprochen, dass Ostuni zu den schönsten Reisezielen im Süden Italiens gehört. Tagsüber kann es voll werden in der Stadt, die nur acht Kilometer von der Küste entfernt liegt. Città bianca wird sie genannt: weiße Stadt. Schon von Weitem ist klar, wieso sie diesen Beinamen trägt. Die strahlend helle Altstadt ragt auf einem Hügel wie eine prachtvolle Krone aus den dichten Olivenhainen hervor.
Durch die Lage am äußersten Rand des Valle d’Itria war Ostuni lange Zeit ein Bollwerk gegen die Bedrohung durch die Türken, die vom Balkan nach Apulien drängten. Die alten, dicken Stadtmauern rund um das historische Zentrum zeugen noch heute davon.
Das Auto lassen wir auf dem Parkplatz direkt unterhalb des Corso Mazzini am Fuße der Altstadt. Unsere Laune ist fantastisch angesichts des strahlend blauen Himmels, der für einen erfrischenden Kontrast zu den weiß gekalkten Häusern sorgt. Zu unserer Überraschung hält sich der Betrieb in Ostuni erfreulicherweise in Grenzen.
An der Piazza della Libertà
Ausgangspunkt für jeden Besuch des Centro Storico ist die geräumige Piazza della Libertà. In der Mitte ragt die Colonna di Sant’Oronzo unübersehbar in die Höhe. Die barocke Säule für den Schutzheiligen Ostunis war bis Ende der 1990er in einem desolaten Zustand. Erst danach wurde sie zur alten Pracht restauriert. Auch wenn man sie fast übersehen kann: Wenige Meter entfernt ruhen steinerne Zeugen vergangener Zeiten. In einer kleinen Ausgrabungsstätte findest du Reste einer alten Mauer aus dem 16. Jahrhundert und eines aragonischen Turms.
Die großen Stars unter den Sehenswürdigkeiten der Piazza della Libertà sind allerdings der wuchtige Palazzo Comunale und direkt daneben die Chiesa San Francesco d’Assisi. Der Grundstein zur Kirche wurde bereits 1304 gelegt, aber die heutige Fassade stammt erst aus jüngerer Zeit. Sie wurde 1883 durch Gaetano Jurleo neugestaltet, der sie in zwei Ebenen unterteilte. Im unteren Bereich blicken zwei großen Heiligenstatuen auf die vorbeiziehenden Touristen hinab.
Ostunis Panoramapunkte
Rund um das Centro Storico gibt es übrigens mehrere tolle Aussichtspunkte, von denen du das Altstadt-Panorama mit seinen weißen Häusern fotografieren kannst. Ganz nah an der Piazza della Libertà liegt das Belvedere des Corso Vittorio Emanuele II auf Höhe der Via Siccoda. Von dort überblickst du die Altstadt von Ostuni sowie die das Karmelitinnen-Kloster und die Kirche Madonna della Grata. Ein wirklich bezaubernder Blick.
Shopping-Tipp
Seit drei Generationen fertigt die Familie Carella in Ostuni wunderschöne Keramik und Terrakotta-Pfeifen. Besonders ansehnlich ist das Smamriato-Geschirr, das auf eine lange Tradition zurückblickt. Dabei werden eher zufällig Farbtropfen auf Teller aufgebracht, wodurch lauter hübsche Unikate entstehen. Allerdings lässt sich so im Vergleich zu filigranem Emaille-Auftrag deutlich günstigeres Geschirr produzieren. Neben zwei Geschäften in der Via Cattedrale befindet sich auch die Werkstatt von Carella in Ostuni. Wenn du Glück hast, kannst du dort so manch besonders günstiges Stück als B-Ware kaufen.
Laboratorio Ceramiche Carella, Corso G. Mazzini 35, Ostuni
Entlang der alten Stadtmauern
Was du nicht verpassen solltest, ist ein Rundgang entlang der alten Stadtmauern von Ostuni. Sie verläuft an der Viale Oronzo Quaranta. Du erreichst sie über die Via Giovanni Lanza, die von der Piazza della Libertà abbiegt. Die alten Stadtmauern stammen aus dem 15. Jahrhundert und umgeben den mittelalterlichen Kern von Ostuni. Acht Türme sowie zwei alte Stadttore stehen noch – die Porta Nova im Westen und die Porta San Demetrio im Osten. Die Mauern bergen das ein oder andere spannende Detail: So zum Beispiel einen Spitzbogen auf der Rückseite der Kirche San Giacomo di Compostela aus dem 15. Jahrhundert.
Das Gassenlabyrinth der Altstadt
An der Chiesa Santa Maria della Stella (an der Nordseite der Stadtmauer) führt eine kleine Treppe wieder hinauf in die Altstadt. Die Kirche zieht seit Jahrhunderten Pilger an, ein Marien-Bildnis mit angeblichen Wunderkräften sei Dank. Das damalige unscheinbare Gotteshaus reichte für ein so wichtiges Heiligtum nicht aus. So wurde schließlich Ende des 16. Jahrhunderts die deutlich prunkvollere Kirche anstelle der alten errichtet.
Von hier aus kannst du dich prima durch die Gassen der Altstadt treiben lassen. Sie wird dich sofort verzaubern, denn Ostunis historisches Zentrum ist ein einzigartiges Meisterwerk. Mittelalterliche Bögen und Tore verbinden die strahlend weißen Häuschen in den Gassen. Geranien und andere Blumen sorgen für Farbtupfer, ebenso wie die zahlreichen bunten Türen. Besonders sind auch die vielen Treppen, die außen an den Gebäuden hochführen. Nimm dir auf jeden Fall genug Zeit für deine Erkundung der Altstadt. Jeder Hinterhof ist eine Sehenswürdigkeit für sich!
Die Kathedrale von Ostuni
Ganz im Herzen der Altstadt stößt du früher oder später auf die Kathedrale Santa Maria Assunta. Ostunis wichtigster Sakralbau wurde zwischen 1437 und 1495 errichtet. Ein gigantisches Rosettenfenster dominiert die Kirche im gotisch-romanischen Stil. Innen ist sie nicht nur wegen der prunkvollen Marmorverkleidung sehenswert. Vor allem der kunstvolle Holzaltar mit Heiligen-Büsten von 1734 am Ende des linken Ganges ist ein kleines Highlight.
Etwas gedrängt wirkt dagegen der Vorplatz der Kirche. Er kommt mit einem weiteren Schmuckstück daher – den Diözesan-Palazzi. Sie sind mit einem kunstvollen Barockbogen, dem Arco Scoppa, verbunden. Er wurde 1743 nach einem Erdbeben neu errichtet. Wenn du die Atmosphäre an der Kathedrale länger genießen möchtest, kannst du dich direkt vor dem Arco Scoppa in einer kleinen Eisdiele ausruhen.
Ein kleiner Abstecher noch zur Chiesa San Vito Martire im Lecceser Barock und schließlich schlendern wir über die Via Cattedrale zurück zur Piazza della Libertà. Die herausgeputzte Straße säumen zahlreiche Geschäfte mit apulischen Spezialitäten und Kunsthandwerk-Läden. Wenn du alle Sehenswürdigkeiten von Ostuni entdeckt hast, kannst du hier shoppen und vom kitschigen Andenken an Ostuni bis zu wunderschöner Keramik fast alles kaufen.
Wieviel Zeit du für Ostuni brauchst
Für den Besuch von Ostuni solltest du durchaus ein paar Stunden einplanen, auch wenn die Stadt mit seinen 30.000 Einwohnern eine übersichtliche Größe hat. Denn Ostuni ist eine hervorragende Alternative zu Alberobello, um im Valle d’Itria zu übernachten. Auch weil du nur wenige Minuten entfernt ein Bad in der Adria nehmen kannst und du von Ostuni aus Ausflüge in den Salento machen kannst.
Dagmar Richardt
Hallo, was für ein schöner Bericht mit tollen Fotos. Ich bin durch Zufall darauf gestoßen, als ich mein eigenes unterwegs handschriftlich verfasstes Tagebuch in den Rechner hackte und Details über die besuchten Orte gesucht habe. Ich werde weiter lesen, als erstes natürlich Apulien! Ich war von Mitte April 23 bis Ende Mai mit dem Wohnmobil in Italien. LG Dagmar
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