Wo wohnen die Poltergeister in Neapel? Wo befindet sich der schönste Aussichtspunkt der Stadt? Und wo hat die Sirene Parthenope ihre letzte Ruhestätte gefunden? In „Lieblingsorte: Neapel“ verrät Maria Carmen Morese Geheimnisse und Tipps rund um die süditalienische Metropole am Vesuv.
„Lieblingsorte: Neapel“ ist kein gewöhnlicher Reiseführer. Das Buch reiht nicht im Vollständigkeitsrausch eine Sehenswürdigkeit ans nächste Must-See und fasst auch keine Tipps rund um die Stadt lexikalisch zusammen. „Lieblingsorte: Neapel“ ist viel mehr ein Lesebuch für Entdecker, die Neapel schon einmal besucht haben und sich bei der zweiten oder dritten Stippvisite in der verwinkelten Metropole aufs Neue überraschen lassen möchten.
Sehenswürdigkeiten in Neapel neu entdecken
Maria Carmen Morese, in Pompei geboren und Leiterin des Goethe-Instituts in Neapel, führt ihre Leser an Orte, an denen man oft auf der Sightseeing-Tour vorbeikommt, aber wo es auf den zweiten Blick noch mehr zu entdecken gibt. So hat das spanische Viertel außer engen Gassen, steilen Treppen und Taschendieben noch mehr zu bieten, wenn man genau hinschaut. Am Largo Baracche kann man Kunst im öffentlichen Raum bestaunen – sofern man weiß, wo.
Auf subtile Weise portraitiert die Autorin Neapel, seine Bräuche und die Menschen, die dort leben und oft so ganz anders sind, als es der schlechte Ruf der Stadt es vermuten lässt. Auch wenn „Lieblingsorte: Neapel“ einem Loblied auf die süditalienische Metropole gleicht, klammert Maria Carmen Morese die Schattenseiten nicht aus. So empfiehlt sie zwar den Parco Virgiliano, von dem sich ein wundervoller Panoramablick auf die Stadt eröffnet, doch die vielen Umweltsünden dort lässt sie nicht unerwähnt.
Geheimtipps in Kampaniens Hauptstadt
Was das Buch besonders macht, sind die vielen Geheimtipps. Natürlich führt „Lieblingsorte: Neapel“ auch zu Sehenswürdigkeiten wie dem Lungomare und dem Castel dell’Ovo, den Kirchen San Gennaro und Santa Chiara oder in den Untergrund der Stadt. Das Buch bemüht sich aber um Perspektivwechsel: Statt auf Kitsch und Nepp für Touristen blickt Maria Carmen Morese in der Krippenstraße Via San Gregorio Armeno auf ein antikes Relief, das sich an der Hausfassade des Geschäfts Alpa 3 Presepi versteckt.
Das Buch verrät zudem viel über die Mythen der Stadt. Man erfährt, welche Touristenattraktionen sich in Neapel um das Grab der Sirene Parhenope streiten (Castel dell’Ovo und Palazzo Donn‘Anna), hinter welchen Bauwerken und Orten sich veritable Spuk- und Schauergeschichten verstecken (Marechiaro und Palazzo di Sangro) oder warum die Neapolitaner verächtlich Blätterfresser (mangiafoglia) genannt wurden. Nicht alle Gebäude und Orte, die Maria Carmen Morese empfiehlt, sind ohne weiteres für die Allgemeinheit zugänglich. Aber die Autorin kennt die Stadt lange genug und gibt Tipps, wie man manche verschlossene Sehenswürdigkeit doch noch besuchen kann.
Einzig die sporadischen Hinweise aka Werbung für die im gleichen Haus erschienenen Romane von Elena Ferrante nerven im Buch dezent. Aber abgesehen davon ist „Lieblingsorte: Neapel“ ein erfrischend anderer Reiseführer. Ein kurzweiliges Lesebuch über neapolitanische Eigenheiten, kulinarische Köstlichkeiten und die vielen magischen Orten in der bezaubernden Stadt am Vesuv.
Maria Carmen Morese
„Lieblingsorte: Neapel“
(Insel Verlag)
ISBN 978-3-458-36327-9, 205 Seiten, € 12,00
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