Vom Süden Kalabriens haben wir uns langsam in den Norden vorgearbeitet, entlang der wunderschönen Küstenstraße. Unsere letzte Station in Kalabrien ist Praia a Mare, allerdings wissen nicht so ganz, was wir von dem Badeparadies halten sollen. Aber zum Glück gibt es die Basilikata, die einen Steinwurf entfernt liegt. Ihr schmaler Küstenstreifen am Tyrrhenischen Meer ist einfach nur atemberaubend!
Sehenswürdigkeiten von Praia a Mare
Praia a Mare ist vor allem für die Isola di Dino bekannt, eine kleine Insel, die direkt dem schönen Kieselstrand vorgelagert ist. Zwischen Strand und Insel kannst du gut schnorcheln, musst aber auf den Schiffsverkehr aufpassen. Rund um die Insel gibt es mehrere Grotten, die du tagsüber besuchen kannst, unter anderem auch eine Blaue Grotte. Zeitweilig war die Insel auch touristisch erschlossen. Ein paar Trulli zeugen noch davon. Sie sind aber seit Jahren geschlossen.
Die Ausläufer des Ortes direkt an der Küste gehören sicherlich nicht zu den schönsten Orten Italiens. Da hatten wir anderes erwartet. Die Architektur ist funktional und seelenlos. Ferienanlagen und Hotels reihen sich aneinander, denn im Hochsommer steppt in Praia A Mare der Bär. Für ein paar Wochen quillt der Ort mit Touristen über, ab Anfang September herrscht gähnende Leere. „Gut für euch, schlecht für mich“, seufzt Pizzabäcker Pino, der zusammen mit seiner Frau die Pizzeria Amici’s betreibt und früher einmal in einer Stuttgarter Autofabrik schraubte.
Kulinarischer Tipp
Die Restaurant-Auswahl in Praia A Mare konnte uns nicht wirklich überzeugen. Wenn du mal eben eine Pizza essen möchtest, wirst du schon was finden. Für gute Restaurants oder Trattorien musst du ins Auto steigen. In San Nicola Arcella liegt nur wenige Schritte vom Meer entfernt das Fischrestaurant Il Furano. Es ist nicht leicht zu finden, aber die Suche lohnt sich. Vor allem die Fantasia del Mare ist top! Der Fisch ist ultrafrisch und der Service sehr gut! Nur ein Hinweis: Der schwindelerregende Weg zum Restaurant ist sehr kurvenreich und nicht beleuchtet, du solltest abends vorsichtig fahren!
Il Furano, Loc.Marinella, San Nicola Arcella
Dass so früh abends die Bürgersteige hochgeklappt werden, finden auch wir alles andere als toll. Aber dass wir den Strand mit so wenig Menschen teilen müssen und sogar die Liegeplätze am Lido kaum noch was kosten, ist zugegebenermaßen nicht schlecht. Auch auf der hübsch mit Bäumen bepflanzten Einkaufsstraße Via Luigi Giugni herrscht anders als im Juli und August kein dichtes Gedränge. Wenn du entspannt shoppen und baden möchtest, bist du hier im September goldrichtig.
Übernachten im Schloss von Praia a Mare
Unsere Unterkunft in Praia A Mare entschädigt dagegen, dass der Ort keine ausgewiesene Schönheit ist. Wir haben uns ein Zimmer im Castello di Praia gemietet. Das Schloss aus dem 12. Jahrhundert wurde zu einem Bed & Breakfast umgebaut und ist eine gefragte Hochzeitslocation. Tagsüber kannst du das Schloss besichtigen, abends haben nur noch Gäste Zutritt. Unser Zimmer hat Meerblick und wir schauen direkt auf die Isola di Dino und den Golf von Policastro. Als dann auch noch die Sonne untergeht und den Horizont tiefrot färbt, sind wir endgültig besänftigt.
Ausflüge in die Umgebung von Praia a Mare
Ein paar Kilometer südlich, in San Nicola Arcella, liegt der Arco Magno Strand an einem gewaltigen Steinbogen, der eine kleine Bucht vom Meer abtrennt. Er gehört zu den schönsten Stränden Italiens und wirkt fast wie eine unnatürliche Filmkulisse. Das einzige Manko: Wenn du ihn in der Sonne genießen möchtest, musst du früh aufstehen. Ab mittags wird er zunehmend schattig.
Nördlich von Praia A Mare und Tortora trennt der Fiume Noce Kalabrien und die Basilikata voneinander. Und auch der südliche Cilento ist nicht weit entfernt. Dort bieten sich Sapri, Scario und Marina di Camerota für Ausflüge an. Da der Cilento aber ohnehin unsere zweite Heimat ist, wollen wir lieber das lukanische Städtchen Maratea besuchen – nicht zu verwechseln mit Matera, das 2019 Kulturhauptstadt Europas ist und ebenfalls in der Basilikata liegt.
Der schmale Meeresstreifen der Basilikata zwischen Kampanien und Kalabrien gehört zu den beeindruckendsten Landstrichen Italiens. Die raue Steilküste fällt ins Meer hinab, viele einsame Buchten bieten Strände, die nur mit dem Boot zu erreichen sind, ebenso wie die vielen verwunschenen Grotten entlang der Küste. Wundervoll schnorcheln lässt es sich im spiegelglatten und kristallklaren Wasser an der Spiagga della Secca, an dem das malerische Inselchen U’Tuppu liegt.
Maratea – malerische Altstadt mit Ausblick
Die pittoreske Altstadt von Maratea klebt etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel am Fuße des Monte San Biagio, von dessen Spitze eine 21 Meter große Christusstatue über die Stadt und den Golf von Policastro wacht. Von einem großen Parkplatz aus führt die Via A. Maderini hinab in den Ortskern von Maratea Borgo mit seinen rötlich gedeckten Häusern. Hinter der Fontana della Sirena säumt eine Reihe kleiner Shops mit Keramik, Feinkostläden, aber auch Cafés die schmalen Gässchen, die sich nach wenigen Metern schon wieder über Treppen in die Höhe schrauben und hinter jeder Kurve mit neuen Überraschungen, Kirchen und Miniplätzen aufwarten.
Einen großen Bogen solltest du um das Straßencafé mit dem wahnsinnig originellen Namen La Caffetteria an der zentralen Piazza Buraglia machen. Es ist zwar bestens gelegen, um das bunte Treiben auf dem Platz zu beobachten, aber eine absolut überteuerte Touriklitsche mit schlechtem Essen und miesem Service.
Die „Nasen“ von Maratea
Wir gehen noch tiefer ins Centro Storico und nehmen die Treppen, die weiter nach oben führen. Dort befindet sich die Kirche Santa Maria Maggiore aus dem 14. Jahrhundert, barock eingerichtet und mit einem idyllischen Vorplatz. Auf dem Weg hinab kommen wir an einem kleinen Geschäft vorbei, das „Nasen“ verkauft. Die schmalen Gesichter mit großen Nasen sollen den malocchio genannten bösen Blick abwehren. Ein Aberglaube mit langer Tradition, der sich besonders in Süditalien hält.
Nachmittags kehren wir wieder nach Praia A Mare zurück und genießen die letzten Sonnenstrahlen am Strand vor der Isola di Dino. Später ist Kofferpacken angesagt, denn unsere Kalabrien-Reise entlang der tyrrhenischen Küste nähert sich ihrem Ende. Was bleibt, ist ein extrem positiver Eindruck einer Region mit rauer Natur und ursprünglichen Dörfern, die touristisch viel zu bieten hat, aber erfreulicherweise noch nicht überlaufen ist. Das einstige Armenhaus Italiens hat sich gemacht und all die Geschichten vom angeblich so gefährlichen Urlaubsziel gehören ins Reich der Ammenmärchen. Eine weitere Etappe liegt auf dieser Italien-Reise noch vor uns, denn die restlichen Urlaubstage wollen wir an der Amalfiküste verbringen. Was uns dort erwartet, ist das Gegenprogramm zum entspannten Tourismus in Kalabrien.
Weiter zu Teil 6: Die Amalfiküste: Von Praiano nach Positano
Du warst auch schon in Kalabrien oder in der Basilikata? Berichte gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen und Tipps!
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