Kaum eine Stadt sieht gleichzeitig so viele und doch so wenige Touristen wie Agrigento im Süden von Sizilien. Sie zählt zu den Reisezielen, die unzählige Tagestouristen hauptsächlich wegen einer einzigen, weltberühmten Sehenswürdigkeit besuchen: das Tal der Tempel. Nur wenige andere Orte in Italien können mit so eindrucksvollen und hervorragend erhaltenen Tempelruinen aufwarten. Das heutige Agrigent, nur einen Steinwurf vom Valle dei Templi entfernt, lassen die meisten Touristen dagegen links liegen. Zeit, das zu ändern! Denn die quirlige Kleinstadt hat einiges zu bieten – darunter ein sehenswertes Centro Storico und entspanntes mediterranes Lebensgefühl.

Agrigent: Mehr als nur das Tal der Tempel
Wenn du nur hier bist, um einige wichtige Informationen und Tipps für deinen Besuch im Tal der Tempel zu bekommen, dann hüpfst du am besten direkt weiter nach unten. Aber sei gewarnt: du verpasst etwas!
Denn nicht nur das UNESCO-Welterbe von Agrigent ist sehenswert, sondern die Stadt begeistert durch ihre einladende Atmosphäre, freundlichen Bewohner und die vielen historischen Bauten im Centro Storico.
Erster Eindruck und Ankunft in der Stadt
Zugegeben: Als wir uns Agrigento zum ersten Mal nähern, macht die Stadt aus der Ferne nicht den besten Eindruck. Rund um die Altstadt trüben eine Reihe hässlicher Hochhäuser das ansonsten schöne Panorama. Auch die in alle erdenklichen Richtungen führenden Zufahrtsstraßen sind wenig dezent in die Landschaft geklotzt. Doch wie sonst will man Agrigento erreichen, das sich auf einer Bergkuppe oberhalb des Tals der Tempel in die Höhe stapelt?
Als wir bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein die Viale della Vittoria entlangfahren, hellt sich unsere Stimmung sofort auf. Gesäumt von großen Birkenfeigenbäumen, Geschäften, Bars und Restaurants wirkt die breite Straße sehr einladend. Sie führt direkt in die Altstadt von Agrigento, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Wo liegt Agrigento?
Agrigent liegt im Süden von Sizilien, rund zwei Autostunden sowohl von Palermo als auch von Catania entfernt. In der Antike befand sich das Zentrum von Agrigento im Tal der Tempel, das im Grunde genommen gar kein Tal ist. Zwar blickst du aus dem heutigen Agrigent in Richtung Meer hinab auf das Valle dei Templi. Doch die antiken Ruinen thronen auf einer Hochebene, die zu drei Seiten steil abfällt. „Tal der Tempel“ klingt aber cooler als „Tempel-Hochebene“. Daumen hoch für den Marketing-Spezialisten, der sich einst diesen griffigen Begriff ausgedacht hat.
Von Akragas, Girgenti und Agrigento – kleine Geschichtskunde
Wie so oft gibt es gleich mehrere Gründungsgeschichten. Eine Legende erzählt davon, dass Akragas, Sohn von Zeus und der Nymphe Asterope, die antike Stadt gegründet habe. Die geschichtlichen Fakten sehen dagegen so aus: Der historische Ort Akragas wurde vermutlich um 581 v. Chr. von griechischen Siedlern aus Gela gegründet, die ursprünglich aus Rhodos und Kreta stammten.
Unter den Tyrannen Phalaris und Theron stieg das antike Agrigent neben Syrakus schnell zur wichtigsten Stadt Siziliens auf. Zeitweise lebten rund 200.000 Menschen in Akragas. Im Jahr 480 v. Chr. gelang es der Stadt sogar, sich gegenüber dem mächtigen Karthago zu behaupten. Ein Sieg auf Zeit, denn 406 v. Chr. besiegten die Karthager Akragas und zerstörten einen Großteil der Stadt.
Ab 210 v. Chr. übernahmen die Römer die Herrschaft über Akragas und benannten es in Agrigentum um. Im Laufe der Jahrhunderte erlebten Wohlstand und Bedeutung der Stadt ein Auf und Ab. Unter den Römern florierte sie, mit den Byzantinern ging es bergab und die arabische Herrschaft sorgte dafür, dass Agrigent erneut aufblühte. Auch im 14. Jahrhundert war Agrigent ein wichtiges Handelszentrum, bevor die Bourbonen die Stadt verfallen ließen. In all den Jahren wurde Agrigent immer wieder umbenannt – das letzte Mal 1927: nach einer gefühlten Ewigkeit als Girgenti erhielt die Stadt ihren heutigen Namen Agrigento.
Sehenswürdigkeiten im Centro Storico von Agrigento
Doch genug an geschichtlichem Ausflug. Gestärkt mit diesem Wissen kannst du dich in das quirlige Altstadt-Leben stürzen. Die Lebensader des Centro Storico ist die Via Atenea. Eine Flaniermeile, auf beiden Seiten gesäumt von alten Adelspalästen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Schattige Plätze, alte Kirchen, viele kleine Geschäfte, Restaurants, Bars und Pasticcerien wecken auf der Via Atenea Lust auf eine mediterrane Passeggiata.
Kulinarischer Tipp: Restaurant Sal8
In einer Seitengasse der Via Atenea, direkt am Eingang der Altstadt, liegt das Restaurant Sal8, das auch bei den Einheimischen von Agrigent sehr beliebt ist. Der Service ist großartig, die Gerichte stehen ihm in nichts nach. Die Antipasti-Degustation ist ein Ritt durch die verschiedenen Aromen Südsiziliens, der Schwertfisch in Pistazienkruste ein echtes Gedicht und der Nachtisch Pecora Nera eine Offenbarung für Schoko-Fans. Eine Reservierung ist abends unbedingt nötig – vor allem im Außenbereich gibt es nur wenige Tische.
Sal8, Via Cesare Battisti 8, Agrigento
Die Atmosphäre ist nur schwer in Worte zu fassen, doch sie verzückt mit süditalienischem Flair, und kleinstädtischer Lebenslust, die in Agrigento noch authentisch wirkt. Die Bewohner gehen fleißig ihrem Tagesgeschäft nach, halten hier und dort ein Schwätzchen oder schauen von einem Stuhl im Schatten gelassen den vorbeiziehenden Menschen hinterher.
Sonnenstrahlen lecken an den Fassaden der alten Palazzi, die stellenweise schon ein wenig bröckeln. Sie haben über die Jahrhunderte viel gesehen und zahllose berühmte Gäste beherbergt. Vor allem der Palazzo Celauro, in dem Johann Wolfgang Goethe 1787 bei seiner Grand Tour residierte und später der österreichische Kaiser Franz Josef.
Literarisches Erbe: Andrea Camilleri in Agrigento
Nur wenige Meter entfernt sitzt der berühmte sizilianische Autor Andrea Camilleri an einem Tisch und lädt dich dazu ein, neben ihm Platz zu nehmen. Camilleri wurde wenige Kilometer entfernt in der Hafenstadt Porto Empedocle geboren. Der Schriftsteller war Ehrenbürger von Agrigent, das in seinen „Commissario Montalbano“-Romanen unter dem Namen Montelusa bekannt ist. Ein paar Schritte von dem Ort, wo die Statue zu seinen Ehren aufgestellt wurde, befand sich das Gymnasium, das er als Jugendlicher besuchte.
Vor wenigen Jahren erlebte Agrigento eine lokale Posse um die Statue Camilleris. Ein ehemaliger Stadtrat forderte ihre Entfernung. Er pochte auf ein Gesetz, demzufolge man keine Denkmäler für Personen aufstellen dürfe, die nicht seit mindestens zehn Jahren tot sind. Außerdem habe Andrea Camilleri die Bewohner von Montelusa nicht besonders schmeichelhaft dargestellt. Er forderte, die Statue in Camilleris Geburtsort Porto Empedocle zu verfrachten. Die Posse verlief glücklicherweise im Sand, die Camillieri ist in Agrigent geblieben.
Aperitivi im Schatten barocker Kirchen
Von der Statue führt eine Treppe hinab zur Chiesa di San Francesco d’Assisi – ein schmuckes Sakralgebäude, dessen Fassade aus ockerfarbenen Kalksandstein vor blauem Himmel richtig schön erstrahlt. Die Kirche aus dem 18. Jahrhundert trägt auch den Namen Basilica dell’Immacolata. An dem hübschen Vorplatz direkt unter den beiden Glockentürmen der Barockkirche, laden abends gleich mehrere Bars dazu ein, einen Aperitivo oder Cocktail vor der sommerlichen Altstadt-Kulisse zu genießen.
Gemütliche kleine Plätze gibt es in Agrigento ohnehin einige. Bereits am Eingang zur Altstadt reihen sich rund um die Piazza Aldo Moro drei Plätze direkt aneinander. Zwischen schattigen Bäumen und Blumenbeeten kannst du hier die Seele baumeln lassen oder ein erfrischendes Eis genießen. Einen weiteren wunderschönen Platz findest du unterhalb der prächtig-barocken „Fegefeuer-Kirche“ Chiesa San Lorenzo an der Via Atenea.
Sie wird heute für Kulturveranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Direkt daneben liegt die Chiesa Santa Rosalia, die durch ihre fehlende Fassade kaum als Kirche zu erkennen ist. Die Bar an der gemütlichen Piazza vor den Kirchen eignet sich gut zum Zwischenstopp für ein Getränk. Essen solltest du trotz der schönen Lage lieber woanders.
Scalinata degli Artisti: Paradies für Street-Art-Fans
Ein paar Schritte weiter auf der Via Atenea kommen Kunst-Fans auf ihre Kosten. Die Scalinata degli Artisti ist eine von Künstlern gestaltete Treppe. Gehst du sie hinauf, kannst du an den Wänden und Türen entlang der Via Neve jede Menge Street Art entdecken. Noch mehr Street Art findest du ganz oben in der Altstadt, kurz hinter dem Belvedere Don Bosco in der Via delle Mura.
Ab der Kunsttreppe nimmt der Trubel auf der Via Atenea etwas ab. Sehenswertes dagegen nicht. An der Piazza Gallo erwarten dich gleich eine Reihe alter Palazzi. Besonders fällt allerdings der Palazzo dell’Orologio ins Auge, der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.
Er steht mit seinem fast ins Kitschige driftenden neogotischen Stil einem seelenlosen Neubau gegenüber. Ein harter Kontrast, der den Palazzo aber zum Star des architektonischen Ensembles macht.
Kulinarischer Tipp: Bar Milano
Vor allem morgens ist der Trubel in der Bar Milano groß: die Bewohner von Agrigent geben sich in dem kleinen Pavillon die Klinke in die Hand. Ein Cornetto oder eine mit Creme gefüllte Aragosta, noch schnell einen Caffé und ciao, a dopo. Wenn du den Rhythmus der Stadt kennenlernen willst, bist du in der kleinen Bar an der Piazzale Vittorio Emanuele goldrichtig.
Bar Milano, Piazzale Vittorio Emanuele 13, Agrigento
Kunst am Circolo Empedocle
Nur wenige Schritte entfernt findest du ein weiteres Gebäude aus dem 19. Jahrhundert – diesmal allerdings im neoklassischen Stil gehalten. Der Kulturverein Circolo Empedocle hatte hier lange seinen Sitz und konnte eine fantastische Aussicht genießen. Denn die Piazza vor der eher unscheinbaren Chiesa di San Giuseppe war lange Zeit der Belvedere der Stadt – bis die Kommune Agrigent in den 1960er auf die Idee kam, den Panoramablick mit einigen jener Hochhäuser zu verbauen, die der Stadt alles andere als gut zu Gesicht stehen. Der Blick an der Piazza des Circolo Empedocle schweift heute nicht mehr in die Ferne. Dafür gibt es Eyecandy in Form von Skulpturen und anderen Kunstwerken, die hier regelmäßig ausgestellt sind.
Götterblicke am Belvedere Domenico Modugno
Den Panoramablick kannst du stattdessen ein paar Meter weiter am Ende der Via Atenea an der Piazza Pirandello genießen. Direkt unterhalb der Chiesa di San Domenico mit ihrer Barockfassade aus dem 17. Jahrhundert und einer schönen Majolika-Kuppel sowie dem Teatro Pirandello liegt der Belvedere Domenico Modugno.
Er bietet einen atemberaubenden Blick für die Götter – aufs tiefblau funkelnde Meer und die antiken Stätten im Tal der Tempel. Der Belvedere ist dem italienischen Sänger Domenico Modugno aus dem apulischen Polignano a Mare gewidmet, der als Silhouetten-Skulptur in die Ferne zeigt. Den passenden Soundtrack zur überwältigenden Aussicht erhältst du über einen QR-Code an der Gedenktafel: „Nel blu, dipinto di blu“, besser bekannt als „Volare“. Zuhören, innehalten und diesen Moment am Belvedere zu einem großen italienischen Klassiker genießen!
Kulinarischer Tipp: Restaurant Aguglia Persa
Das Restaurant Aguglia Persa ist nicht nur kulinarisch eine Top-Adresse in Agrigento, sondern auch was das Ambiente anbelangt. Das Restaurant befindet sich in der Villa Catalisano, einem Palazzo im Liberty-Stil direkt am Rande der Altstadt. Besonders gemütlich ist der urige und atmosphärisch beleuchtete Garten, der sich über zwei Ebenen erstreckt. Bei einem Besuch im Sommer solltest du unbedingt im Garten einen Platz reservieren. Auf den Tisch kommen Gerichte, die sizilianische Tradition mit raffinierten Ideen kombinieren.
Auf Basis von hervorragenden Zutaten, größtenteils al chilometro zero oder Slow-Food-Presidi, experimentiert der Küchenchef Vincenzo Ravanà mit Fermentation und Holzkohle, um tolle Aromen hervorzuholen. Vor allem die Fischgerichte sind großes Kino: das Traditionsgericht Sarde a beccafico solltest du unbedingt probieren, ebenso das Panino Siciliano, ein Miniburger aus panierten Auberginen-Scheiben mit Thunfisch-Tartar. Von den Hauptgerichten kann ich dir den Sepia mit Lardo vom Schwarzen Schwein empfehlen, der auf einem Püree aus dunklen Kichererbsen serviert wird.
Aguglia Persa, Via Francesco Crispi 34, Agrigento
Rabbato – das alte arabische Viertel von Agrigent
Die Atempause am Belvedere brauchst du auch, wenn du in den höher gelegenen Teil der Altstadt gelangen möchtest. Durch das arabische Viertel Rabbato, einem der ältesten Teile der Stadt geht es auf vielen, vielen Treppen bergauf zum höchsten Punkt von Agrigent. Enge Gassen, alte Bögen und kleine Höfe laden dazu ein, das höher gelegene Viertel des Centro Storico in aller Ruhe zu erkunden.
Cattedrale San Gerlando und das Museo Diocesano
Oben auf der Bergkuppe angekommen erwarten dich in der Via Duomo jede Menge historische Sehenswürdigkeiten. Wichtigstes Bauwerk ist der Dom. Die Cattedrale San Gerlando wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Eine große Freitreppe führt hinauf zum Eingangsportal. Die Fassade des Doms ist erstaunlich schlicht gehalten. Eindrucksvoller ist dagegen die Außenwand des Glockenturms an der Via Duomo. Dort kannst du die alten Gebäudereste der gotisch-normannischen Vorgängerkirche entdecken, die man beim Bau des Doms einfach übernommen hat.
Auch Innen ist der Dom ein echtes Schmuckstück. Besonders schön sind die bemalte Kassettendecke aus Holz und der barocke Stuck an der Apsis. Eine Tour durch den Dom lohnt sich auf jeden Fall – nicht nur wegen des 360 Grad-Panoramablicks vom Glockenturm.
Mit einem Kombi-Ticket kannst du gleich noch das Museo Diocesano besichtigen. Die faszinierende Ausstellung zeigt Funde aus dem Tal der Tempel, darunter aufwendig verzierte Sakrophage aus der griechisch-römischen Zeit. Ein Must-See in Agrigento.
Santa Maria dei Greci: Kirche auf antikem Fundament
Mit dem Kombi-Ticket stehen dir ein sakrales Kleinod und weitere Top-Sehenswürdigkeit von Agrigent offen: die Santa Maria dei Greci. Du erreichst sie über die Via Duomo, vorbei am Bischofspalast und der Biblioteca Lucchesiana, die 60.000 kostbare Bücher verwahrt. An der Chiesa Sant‘Alfonso Maria de‘ Liguori führt ein kleiner Weg hinab zur Kirche Santa Maria dei Greci. Sie wurde auf den Resten eines alten Athena-Tempels gebaut, dessen Spuren du in den Innenräumen besichtigen kannst. Erbaut wurde die kleine Kirche im 13. Jahrhundert für griechisch-orthodoxe Gottesdienste.
San Colagero: der Schutzpatron von Agrigento
Von der Kirche aus kannst du gemütlich durch die alten Gassen hinabschlendern und gelangst nach kurzer Zeit wieder auf der Via Atenea. Von dort sollest du noch einen Abstecher zum Santuario di San Calogero machen. Die kleine, sehr alte Wallfahrtskirche liegt zwischen der Viale della Vittoria und der Via Atenea und ist San Coloagero, dem Schutzpatron von Agrigent, geweiht. Zu seinen Ehren findet jedes Jahr Anfang Juli ein großes Fest statt, bei dem die Statue des Heiligen durch die Straßen getragen wird. Während der Prozession werfen die Bewohner ein traditionelles Fenchel-Sesam-Brot von den Balkonen. Damit erinnern sie daran, dass der Heilige Brot für die Armen vor den Stadtmauern gesammelt hat. Das Fest von San Calogero zählt zu den großen kulturellen Highlights von Agrigent, das du unbedingt erlebt haben solltest.
Um die Altstadt in Ruhe zu erkunden, die mediterrane Atmosphäre am Abend zu genießen sowie einige der tollen Restaurants in Agrigent zu besuchen, solltest du mindestens eine Übernachtung in der Stadt einplanen. Außerdem möchtest du sicher die größte und bekannteste Sehenswürdigkeit von Agrigent besichtigen, die vor den Toren der Stadt liegt: das Tal der Tempel.
Parken in Agrigento
Wenn du fußfaul bist, dann findest du direkt am Eingang zur Altstadt an der Piazzale Vittorio Emanuele zwei große Parkplätze. Sie sind überwiegend kostenpflichtig (blau markiert), mit etwas Glück ergatterst du aber auch einen der wenigen kostenfreien Parkmöglichkeiten (weiß markiert). Ansonsten kannst du auch gut in der Viale della Vittoria parken. Der Weg von dort in die Altstadt ist nur unwesentlich länger. Wenn du den archäologischen Park im Tal der Tempel besuchen willst, findest du direkt am Eingang zum Juno-Tempel einen großen Parkplatz. Einige hundert Meter weiter gibt es einen weiteren Parkplatz am Archäologischen Museum von Agrigent.
UNESCO-Welterbe Valle dei Templi – das berühmte Tal der Tempel
Der Großteil der Besucher kommt nur wegen des Valle dei Templi nach Agrigento. In dicken Reisebussen werden die Tagesgäste vormittags angekarrt und vor dem Eingang des archäologischen Parks ausgespuckt. Spätestens ab 11 Uhr ist der Andrang groß. Wenn du klug bist, gehst du schon früh morgens auf Entdeckungstour und hast dein Ticket bereits vorab gebucht. So ziehst du schnell an der langen Schlange am Eingang vorbei.
Das Tal der Tempel ist neben Paestum und Taormina eine der bedeutendsten archäologischen Stätten griechischer Besiedlung in Italien und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Sizilien. Die UNESCO hat die antiken Ruinen 1997 zum Welterbe der Menschheit ernannt. Über 2000 Jahre haben sie auf dem Buckel und sind erstaunlich gut erhalten. Das archäologische Areal ist rund 1.300 Hektar groß. Du ahnst: hier kannst du den ganzen Tag verbringen. Wichtig ist, dass du dir einen Sonnenschutz und ausreichend Wasser mitbringst, denn das Tal der Tempel bietet nur wenig Schatten. Schon am Vormittag glüht die Sonne erbarmungslos am Himmel und heizt den Boden des Hochplateaus kräftig auf.
Tempel und archäologische Sehenswürdigkeiten
Der griechische Dichter Pindar bezeichnete das alte, im dorischen Stil erbaute Akragas einst als schönste Stadt der Sterblichen. Mit Blick auf die monumentalen Tempel kann man heute ahnen, wie eindrucksvoll die antike Stadt gewesen sein muss.
Juno-Tempel (Tempio di Giunione)
Vom östlichen Eingang erreichst du schon nach wenigen Metern das erste Highlight. Auf einem Hügel liegt der Tempio di Giunione. Er wird auch Heratempel genannt und stammt ungefähr aus dem Jahr 450 v. Chr. Die Karthager zerstörten ihn bei ihrem Angriff auf die Stadt im Jahr 406 v. Chr. Spuren davon sind an den Überresten noch zu erkennen. Ende des 18. Jahrhunderts begann man mit der Rekonstruktion des Tempels. Heute stehen insgesamt 25 der 34 Säulen wieder. Kunst-Fans erkennen sofort den Tempel vom berühmten Gemälde „Junotempel in Agrigent“, das Caspar David Friedrich um 1830 malte. Allerdings besuchte der deutsche Maler kein einziges Mal das Tal der Tempel. Er konnte der Italienbegeisterung seiner Künstlerkollegen rein gar nichts abgewinnen.
Vom Juno-Tempel verläuft ein Weg entlang der alten griechischen Stadtmauern. Dort befinden sich auch einige Grabstätten aus byzantinischer Zeit, die zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert nach Christus in die Felsen geschlagenen wurden. Rund um die Gräber hat man in den letzten Jahren Olivenbäume zu Ehren bekannter Persönlichkeiten gepflanzt. In diesem „Garten der Gerechten“ wird unter anderem dem berühmten Mafia-Jäger Giovanni Falcone gedacht.
Concordia-Tempel und Ikarus-Skulptur
Das Prunkstück im Tal der Tempel liegt nur wenige Meter weiter: der Concordia-Tempel. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. und ist hervorragend erhalten. Dass der majestätische Concordia-Tempel noch so intakt ist, verdankt er der Tatsache, dass er lange Zeit als christliche Kirche genutzt wurde. Welcher Gottheit er ursprünglich gewidmet war, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Sein Name Tempio della Concordia geht auf einen Zufallsfund zurück. In seiner Nähe fand man eine Steintafel mit der Inschrift „Concordia“ und der Einfachheit halber benannte man den Tempel danach.
Direkt vor dem Tempel erwartet dich ein beliebter Fotospot, der seit einigen Jahren ikonisch für das Tal der Tempel ist. 2011 wurde unterhalb des Tempels eine Ikarus-Bronzeskulptur des polnisch-französischen Bildhauers Igor Mitoraj aufgestellt. Seitdem ist das Bild der auf dem Boden liegenden Statue mit dem Tempel im Hintergrund eins der Wahrzeichen von Agrigent.
Herakles-Tempel und Tomba di Terone
Auf dem Weg zum Herakles-Tempel kannst du einen guten Blick auf Agrigent werfen und Girgentana-Ziegen beim Grasen zuschauen. Sie galten vor einigen Jahren fast als ausgestorben. Doch ein Slow-Food-Projekt hat seit der Jahrtausendwende dabei geholfen, die Tiere im Tal der Tempel wieder anzusiedeln.
Der Heraklestempel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist einer der ältesten Tempel aus dem antiken Akragas. Er wurde durch ein Erdbeben zerstört. Ab 1922 hat man zumindest einige Säulen wieder zusammengesetzt. Die restlichen Trümmer sind rund um den Tempel verstreut. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt auch das Tomba di Terone. Das Grabmal wurde fälschlicherweise dem Tyrannen Theron zugeschrieben. Heute geht man davon aus, dass es sich um ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Punischen Krieges handelt.
Olympieion: der Tempel des Zeus
Rund hundert Meter weiter lässt ein riesiges Trümmerfeld nur noch erahnen, welche monumentale Pracht hier einst zu sehen war. Es sind die Reste des Olympieion, das auch als Tempel des Olympischen Zeus bekannt ist. Der Tempel wurde 480 v. Chr. nach dem ersten Sieg von Akragas über die Karthager erbaut.
Mit 156 Metern Länge und 56 Metern Breite muss er einer der größten Tempel der Antike gewesen sein. Er war bestückt mit riesigen Telamonen, also großen Statuen aus Stein, die den Tempel stützten. Eine Reproduktion liegt in der Nähe des Tempels – die echte befindet sich im Museo Archeologico.
Castor und Pollux: der Dioskuren-Tempel
Fast am Ende des archäologischen Parks steht eine weitere wichtige Sehenswürdigkeit: der Dioskuren-Tempel von Castor und Pollux. Obwohl nur noch vier Säulen davon erhalten sind, wurde der Tempel zu einem Wahrzeichen von Agrigent. Ein paar Bäume spenden in der Nähe etwas Schatten.
Giardino della Kolymbetra – grüne Oase im Tal der Tempel
Eine richtige Oase inmitten des staubtrockenen und der Sonne schutzlos ausgelieferten Tals der Tempel ist nur ein paar Schritte vom Castor-und-Pollux-Tempel entfernt: der Giardino della Kolymbetra. Am besten kaufst du am Eingang des archäologischen Parks gleich ein Kombiticket für das Tal der Tempel und den Garten. Es lohnt sich wirklich! Der Garten von Kolymbetra ist eines meiner persönlichen Highlights von Agrigento. Er liegt geschützt in einer Senke aus gelbem Tuffstein und ist der perfekte Ort, um nach einer langen Entdeckungstour durch das Tal der Tempel wieder zu Kräften zu kommen.
Zitrusbäume, Oliven und mediterrane Vielfalt
Auf einer Fläche von rund fünf Hektar wachsen dort jede Menge Zitrusbäume: Zitronen, Orangen, Mandarinen, Zitronatzitronen, Bergamotten und viele mehr. Dazwischen Oliven, Pistazien und Granatäpfel, Feigen, Maulbeeren, Myrte und sogar Bananen. Außerdem wird im Garten mediterranes Gemüse wie Auberginen angebaut. Vor allem im Winter, wenn die Zitrusfrüchte reif sind, ist der Giardino della Kolymbetra ein von Zitronen- und Orangenduft umwehtes Paradies. Es ist neben dem Frühjahr, wenn die Mandelbäume blühen, eine der schönsten Jahreszeiten, um das Tal der Tempel zu besuchen.
In der Antike nutzte man die Senke, in der sich heute der Garten befindet, als Bewässerungsbecken. Später verwandelte man den Kolymbetra-Garten in einen riesigen Fischteich und eine Obstplantage. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verfiel der Garten, bis sich die Umweltschutzorganisation FAI dafür einsetzte, das Gebiet zu rekultivieren. Bei der Restaurierung ist man auf griechische Grabkammern gestoßen und hat den Garten zu alter Größe gebracht.
Kulinarischer Tipp: Delikatessen aus dem Garten von Kolymbetra
Die Umweltorganisation FAI verkauft am Eingang zum Kolymbetra-Garten Zitrus-Marmeladen, die aus den vor Ort geernteten Früchten hergestellt werden. Ich habe es schon mal in meinem Rezept für Blutorangen-Marmelade erwähnt, aber es kann nicht oft genug gesagt werden: die Marmeladen gehören zu den besten, die ich in meinem Leben gegessen habe! Du solltest dir auf jeden Fall ein paar Gläser davon mitnehmen. Empfehlenswert sind auch die „Foglia Allegra“. Es sind kleine Zitronenblätter, gefüllt mit einer knusprigen Mischung aus Mandeln, Walnüssen, Sultaninen und Honig. Eine Süßigkeit, die wirklich süchtig macht.
Nach dem Abstecher in den Kolymbetra-Garten stehst du vor der Qual der Wahl: zurück zum Auto oder noch mehr anschauen? Auf dem riesigen Areal im Tal der Tempel gibt es nämlich noch mehr zu entdecken. Darunter die Villa Aurea und die Chiesa di San Nicola, den Sarkophag von Phädra oder das römisch-hellenistische Viertel. Und natürlich das Archäologische Museum mit zahlreichen Funden aus dem antiken Akragas. Meine Empfehlung: Plane deinen Aufenthalt in Agrigent am besten so, dass du das Tal der Tempel an zwei Tagen besuchen kannst. Andernfalls sind plattgelaufene Füße garantiert.
Strände und Ausflüge rund um Agrigento: Scala dei Turchi
Bleibst du länger in Agrigent, findest du ein wenig Erholung an einem der Strände rund um Agrigent. Auch wenn die Stadt selbst nicht am Meer liegt, steht einem Badeurlaub nichts im Weg. Etwa zehn Autominuten vom Stadtzentrum entfernt laden in den Ortsteilen San Leone, Cannatello und Zingarello kilometerlange Strände zum Entspannen ein.
Die meisten Badeurlauber zieht es allerdings an einen landschaftlich besonders reizvollen Ort: die Scala dei Turchi. Der wirklich sehenswerte Felsen aus strahlendweißem Kalkstein wächst wie eine Treppe aus dem schillernden Blau des Meeres empor. Früher durfte man die Stufen der Scala dei Turchi noch erklimmen. Doch da sie mittlerweile bröckeln und die Absturzgefahr zu groß ist, kannst du sie nur noch aus der Ferne anschauen.
Die „Türkentreppe“ ist vor allem dank Instagram zu einer beliebten Sehenswürdigkeit geworden – mit allen Social Media-Schattenseiten. Die Menge an Menschen, die für ein schnelles Foto vorbeikommt, nur um ein Häkchen auf ihrer Bucket-List zu machen, hat extrem zugenommen.
Am Fuße des eindrucksvollen Naturschauspiels liegt ein Strand, der im Hochsommer zum Bersten gefüllt ist. Schwimmen kann man dort allerdings nicht gut, weil das Wasser sehr flach ist. Doch es ist ein Spot für Sonnenhungrige. In bester Südlage kannst du dich dort von deinem Besuch im Tal der Tempel erholen, bevor du abends in der Altstadt von Agrigento in einem der vielen guten Restaurants das mediterrane Leben genießt.
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