Alle zwei Jahre macht die Anuga Köln zum Mittelpunkt des Genusses. Trends, Innovationen und vor allem vielfältige Produkte gibt es auf der weltweit größten Lebensmittelmesse mit über 170.000 Besuchern und Ausstellern aus über 100 Ländern zu sehen. Ich habe bei meinem Rundgang nicht nur die Stände der Mittelmeerländer wie Italien und Spanien besucht, sondern bin bei den Food-Innovationen kulinarisch über meinen eigenen Schatten gesprungen.
Lebensmittel aus den Mittelmeerländern
Wenn man sich die Ausstellerflächen der Mittelmeerländer anschaut, ist klar, wo das kulinarische Herz der Welt schlägt. Spanien, Griechenland und vor allem Italien gehören zu den Ausstellern mit den meisten Ständen. Allein Italien ist mit über 1000 Firmen auf der Anuga vertreten, zeigt die vielen, oft herkunftsgeschützten Produkte wie Käse, Wurstwaren, Oliven, Öle und hervorragenden Balsamico aus allen Regionen.
Show-Cooking mit italienischen Rezepten
Probieren geht über Studieren und so laden die Italiener zum Show-Cooking mit Verkostung ein: Köche und Köchinnen von ALMA – der internationalen Schule der italienischen Küche bereiten vor Ort ein leckeres Tasting-Menü zu. Als ich vorbeikomme, stehen Spezialitäten aus dem Norden auf dem Programm. Als Vorspeise gibt es Baccalà und Polenta aus dem Veneto. Der Stockfisch ist als cremiges Püree zubereitet, die Polenta als Pommes frittes und Schaum – ein Gedicht! Mit Riso e Biso und Fegato alla veneziana folgen weitere Klassiker – die Leber allerdings neu interpretiert als Parfait und mit einem 15 Jahre alten Balsamico abgerundet. Als Dessert bereiten die Köche einen Apfelstrudel zu. Dabei zeigen sie, wie man den Teig so hauchdünn ausbreitet, dass man durch ihn hindurchschauen kann.
Wettbewerb zum Patissier des Jahres
Während auf der Anuga an jeder Ecke neue Deals gemacht und Kontakte geknüpft werden, können sich die Besucher aber auch bei Panels und Vorträgen über Entwicklungen und Trends in der Food-Branche informieren. Auf der Culinary Stage hingegen finden die großen Inszenierungen statt, bei denen auch gerne das Fernsehen vorbeischaut. Nicht nur der Koch des Jahres wird auf der Anuga auserkoren, auch die Meister des Süßen zeigen ihr Können. Was die Kandidaten beim Wettbewerb zum Patissier des Jahres mit den süßen Zutaten zaubern, grenzt an kleine Kunstwerke. Drei Challenges müssen sie meistern, darunter ein Drei-Komponenten-Dessert mit Quitte, Olivenöl und Valrhona Jivara, ein Freestyle-Dessert sowie Pralinen und Petit Fours. Zum Gewinner kürt die Jury Sebastian Kraus aus dem Restaurant PURS** in Andernach, der sie mit einer Kombination aus Tom Kha Gai, Ananas und Kalamansi zum Staunen bringt.
Der Trend: Lebensmittel aus Insekten
Zum Abschluss meines Anuga-Besuchs siegt noch einmal meine Neugier. So schaue ich bei den Start-Ups vorbei, die einige der gehyptesten Lebensmitteln und Trend-Produkte des Jahres auf der Messe anbieten: Essen auf Insektenbasis. Normalerweise probiere gerne und scheue mich auch nicht vor Lebensmitteln wie Innereien, aber bei Insekten hat sich mir bislang immer der Magen umgedreht. Der Kopf isst mit, meiner war bislang nicht bereit für die sehr proteinreichen Mahlzeiten auf Insektenbasis.
Vom Insektenburger bis zum Power-Riegel reicht das Angebot auf der Anuga und ich entscheide mich: Ich will meinen Ekel überwinden, schnappe mir vorher aber noch Marc Timothy Schotter, den Gründer von Insnack. Das Start-Up aus Berlin stellt Insekten-Energie-Riegel her, verfeinert mit Früchten wie Physalis und Aprikose, Kaffee oder Matcha-Sesam. Aber auch geröstete Grillen als Snack, gesalzen oder mit Paprika. „Ich habe das erste Mal Insekten in Thailand probiert und klar, ich musste mich echt überwinden“, gesteht Marc Timothy Schotter und verrät, wieso auf den Verpackungen seiner Riegel wie bei so vielen anderen Insektenlebensmittel die Krabbeltiere kaum merklich oder allenfalls stilisiert abgebildet sind. „Wir müssen die Verbraucher langsam an die neuen Produkte heranführen, denn der Markt dafür ist noch jung. Es gibt noch viele Vorbehalte gegen Lebensmittel auf Insektenbasis.“
Und so empfiehlt der Insnack-Gründer genau das, was richtig ist: einfach mal probieren. Den Kopf ausschalten. Gesagt, getan. Ich nehme mir ein Stück vom Power-Riegel. Ab in den Mund und, hallo!!, der ist in der Tat lecker! Fruchtig und leicht nussig. Nachdem der erste Schritt getan ist, greife ich auch zu den kleinen gesalzenen Grillen, die man noch als solche erkennen kann. Spannend, ein wenig wie Wasabi-Nüsse, nur nicht ganz so scharf. Der erste Schritt ist jedenfalls getan. War gar nicht so schwer. Ein wenig stolz auf mich und um eine neue kulinarische Erfahrung reicher, bin ich gespannt auf die Innovationen der nächsten Anuga im Herbst 2021.
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