Viele Gerichte aus der Küche des Trentino reichen zurück in Zeiten, als es der norditalienischen Region weit weniger gut ging. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachte die Industrialisierung Wohlstand. Kraut, Speck, Polenta gehörten zuvor zu den Grundnahrungsmitteln, aus denen die Frauen Eintöpfe und andere Speisen zauberten, während die Männer in den Bergen und Wäldern schufteten. Wie in vielen Bergregionen so ist auch im Trentino die Küche sehr deftig. Das Essen musste in erster Linie sättigen. Bestes Beispiel dafür ist das Rezept für Smacafam – eine herzhafte trentinische Spezialität, die du unbedingt ausprobieren musst.
Der armen Küche des Trentino stand die üppige Küche des Adels und der Reichen gegenüber, die ihre Wurzeln in der Renaissance hatte. In kaum einer anderen Region Italiens war der Unterschied beim Essen zwischen Arm und Reich so groß. Die hohen Herrschaften ließen sich viel Fleisch schmecken, vor allem Wild und Schwein, während der Großteil der Bevölkerung von der Hand in den Mund lebte.
Smacafam – ein Gericht aus der Armenküche
Die Armenküche des Trentino hat allerdings nicht nur einige sehr leckere Speisen und Wurstwaren hervorgebracht. Sie sorgte auch dafür, dass sich die kulinarische Tradition in der Region besonders lange hielt. Zu den historischen Gerichten gehört auch der Smacafam – ein typisch trentinischer Auflauf bzw. Teiggericht. Übersetzt man seinen Namen aus dem Dialekt, so bedeutet er „Hungerstiller“ (smaca = kraftvoll entfernen, fame = Hunger). Was wichtig war, denn die Männer hatten einen Bärenhunger, wenn sie von der harten Arbeit zurückkamen. Es ist ein sehr sättigendes Gericht. Zumindest, wenn man viel davon isst.
Der Smacafam ist nicht nur ein besonders leckeres Wintergericht, sondern die Trentiner essen den rustikalen Teigauflauf besonders gerne in der Karnevalszeit. Früher wurde der Teig für den Smacafam vor allem mit Buchweizenmehl angerührt, du kannst aber problemlos ganz normales Weizenmehl verwenden. Ganz traditionell wird der Smacafam mit einer Wurst aus Schweinefleisch zubereitet, die es nur im Trentino gibt: die Luganega. Da du sie aber außerhalb des Trentino kaum bekommst, nimmst du einfach grobe Bratwürste dafür.
Die herzhafte Teigtorte, die ganz entfernt der Focaccia ähnelt, kommt immer warm auf den Tisch. Zuvor kannst du vielleicht noch ein Antipasto essen, aber normalerweise reicht der Smacafam als Hauptgang vollkommen aus. Du kannst aber auch ein wenig Salat dazu machen. Im Trentino sagt man, dass der Smacafam ein gutes Essen für „ancòi e per doman“ ist. Er schmeckt extrem gut am selben Tag, aber fast noch besser am nächsten.
Smacafam – der Hungerstiller aus dem Trentino
Zutaten
- 350 g Mehl wenn erhältlich: Buchweizenmehl; plus etwas Mehl zum Bestäuben des Wurstbrät
- 500 ml Milch
- 1 Ei
- 120 g durchwachsener Speck
- 250 g Luganega alternativ: grobe Bratwurst
- Salz
Zubereitung
- Den Speck grob würfeln und in einer Pfanne bei mittlerer Hitze auslassen. Abkühlen lassen. Mit dem ausgelassenen Öl eine Kuchen- oder Auflaufform ausstreichen. Speck auf dem Boden der Form verteilen.
- Backofen auf 180 Grad vorheizen. Etwas Mehl in einen tiefen Teller geben. Die Bratwürste aufschneiden und das Brät herauslösen. Vom Brät jeweils walnussgroße Stücke abnehmen, zu Kugeln formen, plattdrücken und im Mehl wenden.
- Jetzt 350 g Mehl, eine Prise Salz, 1 Ei und 500 ml Milch in eine Schüssel geben. Mit einem Schneebesen kräftig für ein paar Minuten verrühren. Es dürfen keine Klümpchen entstehen. Der Teig darf auch nicht zu fest sein, sondern sollte leicht flüssig sein.
- Den Teig in die Form gießen und die Fleischstücke vorsichtig auf den Teig legen. Im Ofen für ca. 45 Minuten–50 Minuten backen. Die Oberfläche des Smacafam sollte goldbraun sein. Aus dem Ofen nehmen, ein paar Minuten auskühlen lassen und warm servieren.
Schreibe einen Kommentar