Für den süßen Zahn bietet die italienische Küche viele Leckereien. Ein Dolce zum Nachtisch ist Pflicht und am Wochenende stehen die Menschen vor den Konditoreien Schlange. Was aber machen, wenn man gerade nicht in Bella Italia ist? Martina Tribioli schafft mit ihrem Kochbuch „La Pasticceria Italiana. Die feine italienische Backkunst“ Abhilfe. Auf rund 300 Seiten hat sie 200 überwiegend süße und manch herzhafte Rezepte zusammengetragen. Eine Reise durch die süße Welt des Stiefels, die allen Naschkatzen gefallen dürfte.
Über den Umweg eines Designstudiums und einer kurzen Karriere in der Modewelt landete Martina Tribioli in der Küche. Ihr Handwerk als Konditorin lernte sie bei Alain Ducasse und in Alain Passards Pariser Drei-Sterne-Restaurant L’Arpège. Doch keine Sorge: die Rezepte von „La Pasticceria Italiana“ sind nicht abgehoben und komplex, wie man es angesichts der Haute-Cuisine-Ausbildung vermuten könnte.
Süßes Italienisches für jede Jahreszeit
Die Struktur des Buchs ist ebenso übersichtlich wie die Anleitungen. Eine kurze Einführung stellt Grundrezepte für Meringe sowie verschiedene Teige von Brand- bis Blätterteig vor. Danach gliedert es sich in vier Jahreszeitenkapitel. Den Schwerpunkt bilden die süßen Rezepte. Allerdings schmuggelt Martina Tribioli ans Ende eines jeden Kapitels immer einige herzhaft-salzige Rezepte für Gebackenes.
Rezepte für Kekse, Cremespeisen, Semifreddi, Torten und Kuchen sind das Rückgrat des Buches. Darunter natürlich Klassiker wie Babà, Cannoli siciliani, Cantucci oder Montebianco. Die Zubereitung ist gut erklärt und mit etwas Geschick stehen schon bald berühmte italienische Süßspeisen auf dem Tisch. Daneben gibt es jede Menge weitere Rezepte, die das Potential zu Evergreens haben. Die Meringe-Torte mit Vanilleeis oder Baisers mit Karamellbirnen und gerösteten Haselnüssen gehören definitiv dazu.
Mehr als nur Dessertklassiker
Doch Martina Tribioli geht noch einen Schritt weiter. Sie lässt innovative Ideen einfließen und spielt mit Aromen und Zutaten. Eine Pannacotta mit Rosenwasser, Erdbeeren und Pistazien überzeugt sogar mich, obwohl ich um Panna Cotta normalerweise einen Bogen mache.
Spannend ist auch das Semifreddo mit Erdbeeren. Eigentlich ein Allerwelt-Dessert. Früchte, Frühjahr und nichts Besonderes. Doch Konditorin Tribioli verleiht ihm einen geschmacklichen Twist mit etwas Aceto Balsamico und Pfeffer. Auch das Pan Brioche mit Pfirsichen und Zitronenverbene-Eis zählt zu den Rezepten, die noch vor dem Gang in die Küche Glücksgefühle wecken.
Von Süß zu Salzig
Die herzhaften Rezepte pendeln zwischen bodenständigen Leckereien wie Grissini und Panini und raffinierten Ideen wie Haselnuss-Tartelettes mit Sardellen und Ricotta. Schön ist auch, dass das Buch einige Rezepte für unterschiedlich aromatisierte Brötchen im Gepäck hat. Mit ihnen lässt sich der ein oder andere Frühstücksbrunch abwechslungsreich gestalten.
Die italienische Originalausgabe des Buchs ist beim renommierten Slow Food Editore erschienen. Im Gegensatz zu vielen anderen italienischen Kochbüchern kommen auch Küchenlaien gut mit „La Pasticceria Italiana“ zurecht. Allerdings werden Liebhaber von Coffee-Table-Books enttäuscht sein. Denn wie bei vielen italienischen Kochwerken machen sich in diesem Buch Fotos der Gerichte rar. Schließlich geht es nicht ums Schauen und Staunen, sondern darum, in der Küche selbst aktiv zu werden. Und was das anbelangt, spendet „La Pasticceria Italiana“ eine Menge Inspiration.
Martina Tribioli
„La Pasticceria Italiana. Die feine italienische Backkunst“
(Christian Verlag)
ISBN 978-3-95961-588-4, 288 Seiten, 29,99 €
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