Für ein ganzes Jahr hat sich der Londoner Gastronom und Kochbuch-Autor Russell Norman in seiner heimlichen Liebe Venedig einquartiert, um die Küche der Serenissima besser kennenzulernen. Mit nach Hause gebracht hat er „Venedig – das Kochbuch“ mit Rezepten für alle vier Jahreszeiten. Schade nur, dass so viele Gerichte des Buches mit der lokalen Küche Venedigs rein gar nichts zu tun haben.
Was haben Pizza, Saltimbocca, Panzanella und Amalfi-Limonade gemeinsam? Richtig, sie alle stammen aus Italien, aber definitiv nicht aus Venedig. Trotzdem hat sie Russell Norman in sein jüngstes Kochbuch rund um die reichhaltige Lokalküche der norditalienischen Lagunenstadt aufgenommen. Wie so viele andere Gerichte (Linguine Carbonara oder Cacio e Pepe), die vielleicht in den Touriklitschen der Serenissima serviert werden, aber nicht venezianischen Ursprungs sind.
Richtig venezianisch wird es nur, wenn es um spezielle Zutaten geht, wie z. B. bei den vielen Gerichten mit Radicchio. Die benötigten Sorten wachsen nur in der Umgebung der Lagunenstadt. Auch die zarten moèche, kleine Krebse aus der Lagune, mit Linguine (übrigens typische Pasta aus Kampanien) sind außerhalb Venedigs nicht aufzutreiben.
Insgesamt gilt also: Thema verfehlt und wer wirklich auf der Suche nach einem venezianischen Kochbuch ist, sollte um „Venedig – das Kochbuch“ einen Bogen machen. Dennoch ist es keine schlechte Rezeptsammlung. Denn Russell Norman gelingt zumindest ein schöner Querschnitt aus italienischen Gerichten, die Neulingen eine schmackhafte Übersicht der Landesküche geben. Unkompliziert und in der Regel schnell zubereitet können auch Kochmuffel mit „Venedig – das Kochbuch“ ordentliche Ergebnisse auf den Tisch zaubern. Ideal also für all jene, die getreu dem Spruch „Liebe geht durch den Magen“ schnell das Herz der Angebeteten oder des Angebeteten erobern wollen. Als Geschenk zum Einzug in die Studi-WG ist es ebenfalls bestens geeignet.
Russell Norman
„Venedig – das Kochbuch“
(Dorling Kindersley)
ISBN 978-3-8310-3587-8, 320 Seiten, € 29,95
Fotos in diesem Beitrag © Jenny Zarins, für die dt. Ausgabe Dorling Kindersley Verlag
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