Die gesamte italienische Küche in ein einziges Buch zu zwängen, gleicht einer Herkulesaufgabe. Schließlich ist keine andere Küche Europas so vielfältig, umfangreich und gleichzeitig in so viele regionale Traditionen mit eigenen Rezepten und Produkten zersplittert. Journalist und Restaurantkritiker François-Régis Gaudry nimmt diese große Herausforderung mit „Die Gourmet-Bibel Italien“ an. Auf 400 Seiten verspricht er, „absolut alles über die italienische Küche“ zu verraten. Kann so etwas gelingen oder muss er scheitern?
Was macht die kulinarische Seele Italiens aus? Welche Rolle spielen Tomaten, Zitrusfrüchte und Brot? Was sind die charakteristischen Zutaten der cucina italiana? Welche Rinderrassen tummeln sich in Italien? Wo gibt es welche Käseköstlichkeiten? Und was hat es eigentlich mit orangenem Wein auf sich? Nachdem der Franzose François-Régis Gaudry schon eine hochgelobte Gourmet-Bibel zu seinem Heimatland schrieb, hat er sich erneut auf kulinarische Schatzsuche begeben. Da ein solches Mammutprojekt niemand allein stemmen kann, zapfte er das Wissen zahlreicher Gastautoren und Kenner Italiens an.
Schatzkammer kulinarischer Details für Gourmets
Herausgekommen ist eine wahre Fundgrube über die Küche des Stiefels. Eine Enzyklopädie mit geballtem Wissen, bewusst chaotisch sortiert. Denn „Die Gourmet-Bibel Italien“ ist kein lineares Buch. Sie ist so abwechslungsreich wie die italienische Küche. Egal welche Seite man aufschlägt – es gibt immer etwas zu entdecken. Stundenlang kannst du dich in dem Buch verlieren – die Regionen und ihre Produkte erkunden, Dutzende Gnocchi- und Pastasorten kennenlernen oder die Vielfalt an Oliven, Keksen und Wurstwaren ergründen. Immer mit viel Bildmaterial anschaulich erklärt, damit keine Fragen offenbleiben.
Rezepte über Rezepte und noch mehr Wissen
Dazwischen motivieren über 250 Rezepte für Klassiker aus allen Regionen zum Gang in die eigene Küche. Und trotzdem ist die Gourmet-Bibel kein Kochbuch. Stattdessen verraten auch die Rezepte viel über Italien und seine Bewohner und stehen oft für eine kuriose Geschichte von Zutaten und Gerichten. On Top gibt es noch viel Wissen über kulinarische Referenzen in der Sprache. Denn Essen hat Italien in allen Bereichen geprägt. Beispiel gefällig? Wenn der Italiener die Kichererbse im Meer sucht, dann schauen wir in Deutschland nach der Nadel im Heuhaufen.
Wer sich durch die Gourmet-Bibel arbeitet, verfügt hinterher über jede Menge Klugscheißer-Wissen. Wenn beim nächsten Besuch im italienischen Restaurant ein Calamari-Gericht auf den Tisch kommt, kannst du Freunde oder Familie kennend darauf verweisen, dass schon die Römer der Antike den Fisch in Klößchenform mochten. Oder am Buffet bei der Vegetarier-Party neunmalklug erklären, dass Aubergine und Zucchini Früchte und kein Gemüse sind. Schließlich entstehen sie aus einer Blüte.
Alles in allem ist „Die Gourmet-Bibel Italien“ ein unverzichtbares Werk über die italienische Küche. Über manche Ansichten, wie die Rolle Catarina de Medicis für die Entwicklung der französischen Küche, lässt sich vortrefflich streiten. Da sind Italiener und Franzosen naturgemäß unterschiedlicher Meinung. Und trotz 400 Seiten geballten Wissens lassen sich sicherlich noch Aspekte und Themen finden, die im Buch fehlen. Doch für kulinarisch Interessierte bietet die Gourmet-Bibel stundenlangen Lesespaß und viele spannende Erkenntnisse. Hinterher is(s)t man definitiv schlauer.
François-Régis Gaudry & Freunde
„Die Gourmet-Bibel Italien. Absolut alles über die italienische Küche“
(Christian Verlag)
ISBN 978-3-95961-578-5, 400 Seiten, 70 €
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