Zu einer Rundreise durch Sizilien gehört auf jeden Fall eine Tour zum Ätna. Um den majestätischen Vulkan kommst du ohnehin nicht herum. Egal wo du im östlichen Teil der Insel unterwegs bist, der 3300 Meter hohe Ätna dominiert alles. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Vulkan und den umgebenden Parco dell’Etna zu erkunden. Überall in der Region kannst du Touren buchen, die hoch hinauf durch die verschiedenen Klimazonen bis zur Mondlandschaft der Krater führen. Alternativ kannst du den Ätna in drei Stunden mit der Bimmelbahn Circumetnea umrunden.
Ein wenig zögerlich geben wir unseren hart erkämpften Parkplatz in Taormina auf, doch wir wollen dem Ätna etwas näherkommen. Allerdings wollen wir nicht zum Gipfel. Stattdessen wählen wir eine Tour, die uns oberhalb der SS 120 an der Nordseite des Berges entlangführt. Hier ist es etwas ruhiger als an der Südflanke, über die man mit dem Auto, Bus und der Seilbahn zu den Kratern gelangt. Unser Ziel ist Bronte am westlichen Fuß des Ätna – jenes Städtchen, das weit über die Grenzen Italiens hinaus für seine Pistazien bekannt ist.
Bronte – das Pistaziendorf am Ätna
Der Weg nach Bronte ist dabei das Ziel! Die kurvige Strada Provinciale Etna Settentrionale führt von Linguaglossa durch beeindruckende Landschaften, immer wieder vorbei an mächtigen, erkalteten Lavaströmen, die sich ihren Weg ins Tag gesucht haben. Karge Steinformationen wechseln sich mit kleinen Wäldchen, wilder Macchia und grünen Feldern ab. Eine tolle Panoramastrecke, auf der wir fast allein unterwegs sind! Da die Straße stellenweise nicht im besten Zustand ist, müssen wir langsam fahren – umso besser, denn so können wir die beeindruckende Landschaft richtig genießen.
Auch wenn es Bronte dank der Pistazien recht gut geht, hat das Städtchen mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie viele andere Gemeinden auf Sizilien: die Bevölkerung überaltert, die Jungen ziehen weg und so droht der Ort nach und nach zu sterben. Touristisch ist der Bronte weniger gut erschlossen. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind das Castello Nelson und eine Handvoll Kirchen, darunter die Matrice SS. Trinità mit Wurzeln im 16. Jahrhundert.
Trotzdem lohnt sich der Besuch in Bronte allein wegen der vielen Feinkostläden mit regionalen Produkten rund um die Pistazie – für Gourmets ein kleines Mekka. Auch wenn die Bäume nur alle zwei Jahre abgeerntet werden, richtet die Gemeinde jedes Jahr gegen Ende September/ Anfang Oktober die Sagra del Pistacchio aus. Das Pistazienfest lockt nicht nur mit einem bunten Kulturprogramm, sondern du kannst bei Verkostungen jede Menge Leckereien mit Pistazien probieren.
Kulinarischer Tipp
In Bronte kannst du dich arm shoppen! Über ein Dutzend Delikatessengeschäfte verkaufen lokale Produkte rund um die Pistazie. Unweit des südlichen Endes des Corso Umberto findest du gleich mehrere, darunter das Il Pistacchio und Pistacchi Grassia. Hier schlägt das kulinarische Herz höher und du hast die Auswahl zwischen so tollen Spezialitäten wie Pistazienlikör, cremigem Brotaufstrich sowie Kekse, Pesto, Nudeln und Schokolade mit Pistazie. Ein echtes Schlaraffenland!
Il Pistacchio, Viale Catania 62, Bronte / Pistacchi Grassia, Via Marconi, 88, Bronte
Mit dem Auto durch das sizilianische Hinterland
Mit einer leckeren Auswahl an Pistazien-Spezialitäten machen wir uns auf den Weg in den nächsten Ort. Weit kommen wir allerdings nicht, denn eine Herde Schafe blockiert die Straße. Im Hinterland Siziliens keine Seltenheit. Ein paar Minuten später ist der Spuk auch schon wieder vorbei und wir fahren ins etwa 20 Kilometer entfernte Randazzo. Auf der Durchgangsstraße erwischen wir einen Parkplatz, doch sofort werden wir von einer Nonna wild gestikulierend belagert, dass wir dort nicht parken sollten. Als sie merkt, dass wir stranieri sind, hellt sich ihre Miene deutlich auf und wir bekommen mit sizilianischer Gastfreundschaft ihren Segen. „Natürlich dürfen Sie Ihr Auto an diesem Platz abstellen“, sagt sie wie ausgewechselt.
Randazzo – Sehenswürdigkeiten und Highlights
Randazzo, einst das Dorf der 100 Kirchen, wirkt verschlafen, was aber vor allem an der Tageszeit liegt. Es ist Mittag. Obwohl das Centro Storico nahezu ausgestorben ist, haben einige Läden, Trattorien und Cafés geöffnet. Verglichen mit Bronte ist Randazzo eine echte Perle mit Flair. Der geschichtsträchtige Ort war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von den Lavaströmen des Ätna bedroht, hat sich den Vulkan aber auch zunutze gemacht. Viele der alten Gebäude sind aus schwarzem Lavastein gebaut, die dem Ort eine besondere Atmosphäre verleihen.
Erstaunlicherweise ist Randazzo von den Touristenströmen verschont geblieben. Und das, obwohl es in dem Städtchen einiges zu sehen gibt. Das historische Zentrum wird von den Resten einer Stadtmauer aus der Staufferzeit eingegrenzt, die an der Porta Aragonese in der Nähe des Alcantara-Flusses noch sichtbar ist. Auch die Kirchen der Stadt, vor allem die schwarzgraue Kathedrale Santa Maria und die kontrastreiche Chiesa San Nicola (beide aus dem 13. Jahrhundert), lohnen einen Besuch. Wir können sie leider nur von außen sehen, da sie an diesem Tag geschlossen sind. Wie in einem Freilichtmuseum stehen die historischen Gebäude in Randazzo nebeneinander. Fast unauffällig wirkt der Palazzo Clarentano, in dem sich katalanische Gotik mit Renaissance-Architektur vermischt. Auch toll: der Palazzo Russo, der direkt neben der mittelalterlichen Via degli Archi mit ihren vielen Torbögen liegt.
Museums-Tipp
Klein, aber fein: im Museo dell’Opera dei Pupi bekommst du einen Einblick in die sizilianische Folklore. Das Museum zeigt Figuren aus dem traditionellen Marionettentheater. Die handgefertigten Puppen kannst du in Palermo auch in Aktion sehen.
Museo dei Pupi Siciliani, Via Castello Svevo 1, Randazzo
Castiglione di Sicilia – eines der schönsten Dörfer Siziliens
Mit einem Espresso stärken wir uns noch in Randazzo, bevor es weiter geht. Wir wollen auf dem Rückweg nach Taormina noch das kleine Bergdorf Castiglione di Sicilia besuchen, das zu den Borghi più belli gehört – den schönsten Dörfern Italiens. Schon aus der Ferne beeindruckt der Ort. Die Häuser kleben steil übereinander gewürfelt am Berg und die Kirchtürme sowie die alte Burg dominieren das Bild. Unterhalb des Rathauses ist schnell ein Parkplatz gefunden und das Herz des Centro Storico ist nur wenige Meter entfernt.
Ziellos schlendern wir durch die Gassen, lassen uns in dem kleinen Dorf einfach treiben. Ganz nah beieinander stehen die drei eindrucksvollen Kirchen Chiesa Madre, Chiesa San Benedetto und Chiesa Sant’Antonio Abate. Auf der anderen Seite des Ortes begeistert uns die Basilica Madonna della Catena mit ihrem bildhübschen Vorplatz, der fast wie eine unwirkliche Filmkulisse aussieht. Die Häuser und der Berg aus Tuffstein scheinen hier miteinander zu verschmelzen.
Ein wenig weiter um die Ecke steht die bekannteste Attraktion von Castiglione di Sicilia – das Castello di Lauria, dem der Ort seinen Namen verdankt. Vom Fuß der gewaltigen Burgmauern hast du einen fantastischen Panoramablick auf das Alcantara-Tal und den Nachbarort Francavilla.
Auf dem Rückweg nach Taormina kommen wir an der Gole Alcantara vorbei. Die Schlucht mit ihren spektakulären Felswänden und einem botanischen Garten ist ein kleiner Touristenmagnet. In Taormina gibt es zahlreiche Anbieter von Exkursionen samt Angeboten wie Trekking und Body Rafting.
Hundemüde fallen wir abends in Taormina ins Bett. Die Koffer sind gepackt, denn am nächsten Morgen brechen wir zu unserem nächsten Ziel auf: Cefalù an der Nordküste Siziliens. Was es dort zu entdecken gibt, liest du im nächsten Teil des Reiseberichts!
Bereits erschienene Teile des Sizilien-Reiseberichts:
Du warst schon in Sizilien und hast etwas besonderes entdeckt oder möchtest noch mehr wissen? Dann hinterlasse mir in den Kommentaren gerne deine Tipps oder Fragen!
Andrea
Hallo
Auch Zafferana ist ein wirklich interessantes Dorf auf dem Weg zum Etna
Vor allem im Oktober ist jeden Sonntag ( Festa Ottobrata) Oktoberfest. Es ist ein kulinarisches anschlag für Gaumenfreuden. Überall Stände an denen auch unter anderen Weinproben oder Liköre angeboten werden.
Allerdings sollte man schon gegen 14 Uhr dort rauf fahren, da man sonst fast keinen Parkplatz mehr in der Nähe bekommt