Die Küstenstadt Trapani verbindet man vor allem mit ikonischen Bildern ihrer Salinen. Alte Windmühlen in der orangeroten Abendsonne, deren Umrisse sich kontrastreich vom Horizont abheben. Dazwischen das funkelnde Wasser auf den Salzwiesen, das in intensiven Farben schillert. Mittelmeer-Romantik pur an der Westküste Siziliens. Doch Trapani bietet noch viel mehr als einen der schönsten Orte Italiens für einen Aperitif im Sonnenuntergang. Das Centro Storico ist ein quirliger Fleck Sizilien mit jeder Menge Sehenswürdigkeiten und mediterranem Flair.

Geografisch liegt Trapani perfekt, um den Westen Siziliens zu erkunden. Mit rund 70.000 Einwohnern hat die Stadt genau die richtige Größe, damit keine Langeweile aufkommt. Von Trapani aus erreichst du in etwas mehr als einer halben Stunde das 30 Kilometer südlich gelegene Marsala. Richtung Norden ist es nur ein Katzensprung zum beliebten Badeort San Vito Lo Capo sowie zum sehenswerten Naturschutzgebiet Lo Zingaro. Im Hinterland erwarten dich die Tempelruinen von Segesta und das mittelalterliche Bergdorf Erice.

Verglichen mit beliebten Touristenorten wie Taormina oder Cefalù gehört Siziliens Westküste nach wie vor zu den unbekannteren Reisezielen. Gedruckte Reiseführer haben Trapani viele Jahre eher sträflich vernachlässigt. Erst in den letzten Jahren hat sich das Bild im Zuge zahlreicher Restaurierungen im Altstadtkern gewandelt. Ein Geheimtipp ist Trapani immer noch, auch wenn heute mehr Besucher als früher die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Hafenstadt besuchen. Aber gerade die Mischung aus barocken Prachtbauten und noch nicht wieder herausgeputzten Gebäuden sorgt in Trapani für unvergleichlichen Charme. Ganz zu schweigen vom abendlichen Leben in den vielen Bars und Restaurants am Corso Vittorio Emanuele.
Erster Eindruck: Vom modernen Trapani in die historische Altstadt
Schon die schachbrettartig strukturierte Neustadt im gelb-braunen Sandstein macht einen guten Eindruck. Shopping-Möglichkeiten sind dort ebenso wie Parkplätze keine Mangelware. Wenn du aber näher an der Altstadt parken möchtest, stellst du dein Auto am besten auf der Piazza Vittorio Emanuele ab. Von dort schiebt sich die Altstadt auf einer schmalen Landzunge ins Meer. Historische Palazzi und Kirchen reihen sich wie Perlen auf einer Schnur aneinander.

Wo einst die alte Stadtmauer stand, empfängt die Touristen heute das gigantische Postgebäude am Eingang der Altstadt. Der überdimensionierte Palazzo an der Piazza Vittorio Veneto entstand 1927 im verspielten Liberty-Stil. Direkt gegenüber präsentiert sich der Palazzo d’Ali aus dem späten 19. Jahrhundert in neoklassischer Architektur. Postgebäude und Ali-Palazzo, der heute die kommunale Verwaltung beherbergt, verleihen Trapani geradezu mondänen Glanz.
Quartiere di Mezzo und erste Sehenswürdigkeiten der Altstadt

Direkt dahinter liegt das Altstadtviertel Quartiere di Mezzo, in dem einige der ältesten Gebäude Trapanis stehen. In der wunderschönen Via Garibaldi findest du eine Menge Adelspaläste, deren Fassaden im 18. Jahrhundert dem barocken Geschmack angepasst wurden. Vor allem der Palazzo Fontana ist einen Stopp wert. Der von großen Säulen eingerahmte Eingang und ein schmucker Balkon mit schmiedeeiserner Balustrade zieren den sehenswerten Palazzo.

Am spätsommerlichen Vormittag hält sich der Betrieb in diesem Teil der Altstadt in Grenzen. Leider sind aber auch einige Kirchportale verschlossen. Im Fall der Chiesa Santa Maria dell’Itria ist das nicht ganz so schlimm, denn von außen bietet die Sehenswürdigkeit mit viel Barock und einem prächtigen Portal genug fürs Auge. Auch der Palazzo Burgio aus dem 16. Jahrhundert, nur wenige Meter weiter, ist ein echter Hingucker. Vor allem, weil seine neogotische Fassade erstaunlich gut in Schuss ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Banco di Sicilia den Palazzo als repräsentativen Sitz gekauft hat.
Vom historischen Fischmarkt über den Spazierweg an der Via Mura

Geld stinkt nicht und doch wehte nahe des Palazzo Burgio einst ein kräftiger Geruch. Direkt um die Ecke der Bank liegt der alte Fischmarkt von Trapani. Unter den Arkadengängen und rund um den Venusbrunnen drängten sich einst die Fischhändler. Heute spielen vor dem halbkreisförmigen Gebäude an Sommerabenden Bands. Auch Kunstmärkte finden dort regelmäßig statt, auf denen du den berühmten Korallenschmuck aus Trapani kaufen kannst.

Um den Stadtstrand oberhalb des alten Fischmarkts solltest du lieber einen Bogen machen. Die malerische Via Mura, die vom Fischmarkt bis zur Bastione Conca am Meer führt, zählt dagegen zu den Highlights von Trapani. Der Spazierweg verläuft auf der alten Stadtmauer und bietet dir ein wunderbares Panorama der Altstadt. Abends genießen hier sowohl Touristen als auch Bewohner Trapanis den Sonnenuntergang und schnuppern bei einer passeggiata nach dem Essen noch einmal Meeresluft.
Piazzetta del Tramonto an der Westspitze Trapanis

Märchenhafte Sonnenuntergänge in satten Orangetönen mit Blick auf die Ägadischen Inseln erlebst du auch an der Piazzetta del Tramonto am westlichen Ende der Altstadt. Nur wenige Touristen verirren sich in diesen Teil der Altstadt, denn an der Spitze der Landzunge sind die Restaurierungsbemühungen noch nicht ins Rollen gekommen. Auch wenn der Putz im Hafenviertel von Trapani bröckelt, hast du aber nichts zu befürchten. Stattdessen begegnest du dem westsizilianischen Alltagsleben, wie es in Touristenorten kaum noch zu finden ist.

An der Spitze der Landzunge erwartet dich noch eine weitere Sehenswürdigkeit: der Torre di Ligny – ein Festungsturm aus dem 17. Jahrhundert. Er wurde unter spanischer Herrschaft errichtet, um die Küstenabwehr gegen die im Mittelmeer marodierenden Türken zu stärken. Für den langen Weg zum Torre di Ligny wirst du mit wundervoller Aussicht auf Trapani samt Monte Erice im Hintergrund belohnt. Außerdem beherbergt der alte Turm ein kleines Stadtmuseum mit antiken Fundstücken aus dem Meer rund um Trapani.
Kulinarischer Tipp: Pesto alla Trapanese
Eine Spezialität, die du in Trapani unbedingt probieren musst, ist das berühmte Pesto alla Trapanese. Das aromatische Pesto aus Mandeln und Tomate basiert auf einem alten Rezept, das auf Trapanis Geschichte als Hafenstadt und Handelszentrum zurückgeht. Seefahrer aus Genua, die in Trapani eine Niederlassung hatten, brachten das allseits bekannte Pesto alla Genovese mit nach Sizilien. Die Bewohner Trapanis nahmen es zum Vorbild und wandelten es mit sizilianischen Zutaten wie Mandeln und reifen Tomaten ab. Traditionell wird das Pesto alla Trapanese mit Busiate-Nudeln serviert und ist ein Standard auf den Speisekarten in Trapani.
Corso Vittorio Emanuele – die Lebensader der Altstadt

Vom westlichen Ende der Landzunge schlendern wir gemütlich zurück ins Herz der Altstadt. Vorbei an der Casa del Mutilato, einem faschistischen Bau aus Mussolini-Zeiten für die Verwundeten, bis wir schließlich auf dem prachtvollen Corso Vittorio Emanuele stehen. Er ist die Lebensader im Altstadtviertel Palazzo, das seinen Namen vermutlich wegen der großen Anzahl an Adelspalästen trägt, die sich auf der Prachtstraße des Centro Storico aneinanderreihen. Ab der Via Libertà verwandelt er sich in eine mondäne Fußgängerzone, gefüllt mit Restaurants, Bars und Geschäften.
Besonderes Schmuckstück auf dem Corso ist der Palazzo Berardo Ferro. Der Adelige versuchte, mit seinem prunkvoll-eklektischen Palast die Häuser der anderen Adelsfamilien in den Schatten zu stellen. Das reich verzierte Barock-Portal entfaltet vor allem abends, wenn es stimmungsvoll erleuchtet ist, einen geradezu märchenhaften Glanz und wirkt wie das Tor zu einer anderen Welt.

Nicht weniger prunkvoll ist der Palazzo Senatorio am östlichen Ende des Corsos, der im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert erhielt der Prachtbau seine imposante Barockfassade. An seiner Stelle stand im Mittelalter die Handelsvertretung der Pisaner. Wenige Meter weiter auf dem Corso errichteten die Genuesen bereits Anfang des 12. Jahrhunderts eine Kapelle. Sie unterhielten in Trapani ebenfalls eine Niederlassung. Die Kapelle musste einer größeren Kirche weichen, aus der schließlich die wuchtige Kathedrale San Lorenzo wurde.
Das Gassen-Labyrinth hinter der Porta Oscura
Wenige Meter weiter kannst du nochmal auf Entdeckungstour gehen. Die Gassen verzweigen sich hinter der Porta Oscura zu einem verwinkelten Labyrinth. Die Porta Oscura war die Grenze zwischen der ursprünglichen befestigten Stadt im 14. Jahrhundert und der späteren westlichen Erweiterung durch die Aragonier. Die Grenze verläuft durch den Torre Orologio, einem mittelalterlichen Turm mit einer astronomischen Uhr und einem kleinen Durchgang zwischen den Gassen.

Direkt um die Ecke liegt die äußerlich bis auf ein gigantisches Rosettenfenster eher unscheinbare Kirche Sant’Agostino. Der eigentliche Star vor der Kirche ist aber der Brunnen Fontana di Saturnia. Er wurde 1342 zeitgleich mit dem Aquädukt der Familie Chiaramonte erbaut, das Trapani mit frischem Wasser versorgte. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde er runderneuert. Der Gott Saturn, mythischer Gründervater Trapanis, wacht heute am Brunnen mit strengem Auge über die vorbeiziehenden Menschen.

Bevor wir für einen Ausflug zu den Salinen von Trapani ins Auto steigen, wo wir den Sonnenuntergang genießen wollen, machen wir noch einen Schlenker zum Kloster San Francesco, dessen Türen aber wie bei so vielen Sakralbauten in Trapani verschlossen sind.
Auch die Türen des imposanten Palazzo Lucatelli in der Via San Francesco d’Assisi und die Chiesa del Purgatorio sind zu. Letztere ist eine der schönsten Barockkirchen von Trapani mit einer kunstvoll verzierten Fassade aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist heute Lagerort für die „misteri di Trapani“ genannten Holzfiguren. Zu Ostern wird mit ihnen die christliche Leidensgeschichte während einer großen Prozession nacherzählt. Wenn du die Feierlichkeiten selbst einmal erleben willst, solltest du Trapani unbedingt in der Osterwoche besuchen.

Kulinarischer Tipp: Enoteca Versi di Rosso
Eine Reihe kleiner Tische laden abends zu einem kulinarischen Zwischenstopp in der Enoteca Versi di Rosso ein. Während flanierende Menschen den Corso entlangziehen, kannst du in gemütlicher Sommer-Atmosphäre trapaneser Köstlichkeiten genießen. Sehr lecker sind die Fischgerichte auf der Karte, darunter ein hervorragendes Thunfisch-Tartar und Schwertfischröllchen, die mit Käse gefüllt sind. Ganz fantastisch ist auch der Strumpfbandfisch mit Zitrusaromen. Die Weinbar verfügt über eine großartige Sammlung an sizilianischen Weinen sowie italienischen Etiketten und die Inhaber über enzyklopädisches Wissen zu den ausgeschenkten Tropfen.
Enoteca Versi di Rosso, Corso Vittorio Emanuele 59, Trapani
Die Salinen von Trapani

Viele Besucher zieht es bei einer Reise nach Trapani vor allem an einen Ort, nämlich zu den Salinen südlich der Stadt. Am frühen Abend versprechen die Windmühlen an den Salzseen Bilderbuch-Romantik vor grandiosen Sonnenuntergängen. Im Sommer ist das Gedränge entsprechend groß und ein Platz in der ersten Reihe in den Aperitif-Bars nicht einfach zu ergattern.
Auf den Spuren des weißen Goldes
Die Salzstraße von Trapani führt südlich der Stadt rund 30 Kilometer hinab bis nach Marsala. Die Lagune mit ihrem funkelnden, flachen Meer ist ein riesiges Naturschutzgebiet, in dem Flamingos leben und unzählige Zugvögel Rast einlegen.

Schon im Mittelalter war die Salzgewinnung eine der wichtigsten Einnahmequellen im westlichen Teil Siziliens. Auf den fein-säuberlich getrennten Salzbecken verdunstet das Meereswasser, so dass Siziliens weißes Gold allmählich auskristallisiert. Dann wird das Salz in Handarbeit geerntet und auf großen Bergen zusammengetragen. Von dort findet es als IGP-geschütztes Produkt schließlich den Weg in den Handel. Mehr über die Geschichte der Salinen erfährst du im Museo delle Saline im kleinen Örtchen Nubia, rund fünf Kilometer von Trapani entfernt.
Die ikonischen Windmühlen der Salinen von Trapani
Charakteristisch für die Salinen sind die alten Windmühlen an den Salzwiesen. Im Sonnenuntergang, wenn die Salzwiesen in warmen Rot- und Orangetönen schimmern, verwandeln sich die weißgestrichenen Mühlen mit ihren spitzen roten Kegeldächern in kontrastreiche Schemen im Abendlicht. Das Panorama kannst du genießen, wenn du aus Süden kommend die Einbahnstraße Contrada Spagnola bis zum Flughafen Trapani entlangfährst. Sie verläuft direkt am Meer und bietet fantastische Ausblicke auf die Lagune von Marsala.

An der Contrada liegt auch eine der bekanntesten Salzmühlen: die Saline Ettore e Infersa mit einer der schönsten Windmühlen der Lagune. Sie ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt für den abendlichen Aperitif. Außerdem kannst du dort an Bootstouren entlang der Salzwiesen teilnehmen, bei denen du die kleine Laguneninsel Mozia besuchst. Oder du lernst beim Salz-Tasting oder einem Salzgewinnungs-Workshop diesen wichtigen Industriezweig Westsizliens näher kennen.

Von der Saline Ettore e Infersa ist es schließlich nicht mehr weit nach Marsala – der geschichtsträchtigen Hafenstadt, die wie kein anderer Ort auf Sizilien so eng mit der Weinproduktion verwachsen ist. Was du dort erleben kannst, liest du im nächsten Reisebericht.

















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