Malerische Berg- und Flusstäler, traumhafte Sandstrände, einsame Badebuchten und grüne Wälder so weit das Auge reicht. Die üppige landschaftliche Vielfalt Portugals spiegelt sich in seinen Weinen. Mit über 500 Rebsorten verfügt das Land über einen unvergleichlichen Winzer-Schatz. Eine Entdeckungsreise.
Lange stand Portugal als Synonym für Dessertbegleiter wie Madeira und große Portweine. Und war gleichzeitig als Erzeuger billiger Roséweine bei Gourmets verpönt. Doch seit der Jahrtausendwende hat sich das sonnenverwöhnte Land zunehmend als Produzent abwechslungsreicher und hochwertiger Weine erwiesen. Immerhin können sich die Portugiesen einer langen Weinvergangenheit rühmen, die bis in die Zeit der Phönizier zurückreicht und auf die sich die Winzer mit Stolz besinnen. Bei der Produktion greifen sie auf altbewährte Techniken zurück. Wie auf die Lagares, offene Gärbottiche aus Granit, die sie mit modernen Ansätzen kombinieren, um Spitzenqualitäten zu erzielen.
Weinregion Tejo
Das portugiesische Weinwunder der letzten Jahre hat eine bunte Vielfalt an Stilen hervorgebracht. Sie stehen mit der hohen Zahl an autochthonen Rebsorten ebenso im Einklang wie mit dem klimatischen und landschaftlichen Reichtum Portugals. In Regionen wie Tejo mit seinen malerischen Olivenhainen und grünen Wiesen garantieren konstant hohe Temperaturen gesunde Trauben und fruchtvolle Rotwein-Cuvées mit reifen Aromen. Diese können qualitativ sogar mit den Top-Weinen aus dem Burgund oder Bordeaux konkurrieren, bringen aber einen eigenständigen Charakter mit.
Moscatel von der Peninsula de Setúbal
Dagegen spürt man auf der Peninsula de Setúbal den maritimen Einfluss des Atlantiks. Sie erstreckt sich zwischen den feinen Sandstränden an der Küste und den bewaldeten Hügeln des Arrábida-Naturparks. Wer in dieser Region unterwegs ist, sollte vor allem den Moscatel de Setúbal probieren. Neben Portwein und Madeira ist es Portugals bekanntester Dessertwein, der aber immer noch als der große Geheimtipp gilt. Vor allem seine Herstellung ist bemerkenswert. Ganze sechs Monate steht der DOC-Wein in der Maische, bevor er weiterverarbeitet wird. Danach reift er für mindestens zwei Jahre, oft aber deutlich länger, im Eichenfass. Dort entwickelt der edelsüße Dessertbegleiter seine sanften Gewürznoten.
Vinho Verde – der junge Portugiese
Im regenreichen Nordwesten locken die jungen Weißweine des Vinho Verde. Sie haben sich als Exportschlager erwiesen und sichern für viele Kleinbetriebe in der Gegend die Existenz. Die Reben wachsen im grünen Garten Portugals, wie die Region auch genannt wird, auf sandigen Granitböden entlang der Flüsse Minho und Douro. Die schonende Verarbeitung der Trauben schlägt sich in frischen Weinen mit knackiger Säure nieder, die sich durch ihren niedrigen Alkoholgehalt als idealer Begleiter für Fisch und Meeresfrüchte anbieten.
Portwein und trockene Rote
Die gravierendsten Veränderungen fanden aber im Porto e Douro statt: Mit großem Engagement haben die Winzer dazu beigetragen, dass die Region nicht nur für ihre exzellenten Portweine, sondern wegen ihrer innovativen trockenen Rotweine wahrgenommen wird. Wunderschön und äußerst beeindruckend wachsen die Reben auf steilen, mit Stein untermauerten Terrassen, die seit 2001 zum Weltkulturerbe zählen. Schon die Römer bauten an den schwer zugänglichen Hängen Wein an, an denen nach wie vor in mühevoller Handarbeit geerntet wird. Im Porto e Douro wird zudem überdurchschnittlich oft die Maische noch ganz traditionell in den Lagares mit den Füßen gepresst. Einen richtig guten Portwein sollte man sich in der Region auf jeden Fall genehmigen, aber auch die feinen Cuvèes aus Douro-typischen Sorten wie Tinta Roriz, Touriga Franca, Rufete oder Sousão verkosten.
Ein neues Verständnis vom Wein
Mit einer Produktion von sieben Millionen Hektolitern pro Jahr liegt Portugal europaweit auf dem fünften Platz unter den Weinerzeugern. Doch in kaum einem Land kann man vor Ort so viele Weine entdecken, seitdem sich die Winzer auf traditionelle Sorten spezialisiert haben. Massenweine sind für portugiesische Winzer heute weitgehend tabu. Die klassischen Erziehungsformen und die alten Rebbestände sorgen ohnehin für überschaubare Erträge.
Übrigens: Viele Winzer öffnen ihre Quintas genannten Güter für Weinliebhaber aus aller Welt. Sie laden die Besucher zur Ernte, Weinkellerbesichtigung und Weinproben bei landestypischen kulinarischen Köstlichkeiten wie Pão (portugiesisches Brot) und Presunto-Schinken ein. Hautnah und ganz authentisch kann man so Weine entdecken und die Gastfreundlichkeit der Portugiesen erleben.
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