Naht der Sommer in großen Schritten, schießen Bücher zum Thema Eis wie Pilze aus dem Boden. Jeder will die leckere Abkühlung an heißen Sonnentagen und eines ist klar: selbstgemacht schmeckt es immer am besten! Über 50 Rezepte für Eiscreme, Frozen Yogurts, Sorbets und Toppings verspricht Shelly Kaldunski in „Eiszeit“.
Längst vorbei sind die Tage, in denen man mit Eissorten wie Schokolade, Erdbeere und Stracciatella ganze Eisbecher füllen konnte. Wer den Blick in die Theken der Eisdielen wirft, dem springen heute die ungewöhnlichsten Gusti ins Auge – von schwarzgefärbtem Vanilleeis mit Kohle bis veganem Apfelstrudeleis. Dem Einfallsreichtum der Gelatieri sind keine Grenzen gesetzt.
Shelly Kaldunski wagt mit „Eiszeit: Eiscreme, Frozen Yogurts, Sorbets & Toppings“ den Spagat zwischen Tradition und Moderne – mit leichtem Hang zum Trend für ungewöhnliche Eissorten. Mit Schoko-Erdnussbutter-Eis, Salzigem Karamelleis und Erdnussbuttereis mit Gelee sind einige wuchtige Sorten für den amerikanischen Geschmack dabei. Kein Wunder, denn Kaldunski kommt aus den USA.
Genießer klassischer Gusti können sich an Erdbeer-, Vanille-, Minz- und Zimteis erfreuen, bevor mit Matcha-Eis, Orangen-Kardamon-Eis, Kürbiseis mit würzigen Kürbiskernen, Frischkäse-Softeis oder Ovomaltine-Schokolade-Eis die Geschmacksnerven aus der Reserve locken. Sehr süß wird es mit Honig-Frozen-Yogurt oder Walnuss-Bananen-Frozen-Yogurt, während Erdbeer-Minz-Sorbet, Granatapfel-Granita oder Melonen-Sorbet auf erfrischende Abkühlung setzen.
Erfreulich ist, dass Shelly Kaldunski in ihren Rezepten angibt, wieviel Liter Eiscreme das Rezept ergibt und nicht mit Portionsgrößen arbeitet. Allerdings ist nicht immer nachvollziehbar, wie sie auf ihre Mengen kommt. Wenn ich für das Limetten-Milch-Sorbet 125 ml Limettensaft, 125 g Saure Sahne und 375 ml Sahne-Milch verrühre und darin 170 Gramm Zucker auflöse, erhalte ich mit meiner Eismaschine keinen Liter Sorbet. Zauberkünste sind auch nötig, um 600 Gramm pürierte Melone mit ein wenig Zuckersirup auf wundersame Weise in 1,5 Liter Melonensorbet zu verwandeln.
Einige Rezepte sind auch unnötig verwirrend. Beispiel Vanilleeis: Hier soll man 500 ml Mischung aus halb Sahne, halb Milch mit 375 Gramm Sahne verrühren. Warum muss ich erst eine Milch-Sahne-Mischung zusammenrühren, wenn ich diese sofort zur restlichen Sahne kippe?
Ebenfalls seltsam: Die vorbereitete Eismasse soll meist „mindestens 4 Stunden oder bis zu 3 Tage“ in den Kühlschrank. Hier ist gut gemeint, nicht gut gemacht. Ich jedenfalls lasse keine Eismasse mit Ei erstmal 3 Tage wie ein gutes Steak im Kühlschrank abhängen, bevor ich sie in die Eismaschine gebe. Schlimmer noch: nach drei Tagen Warterei ist mir die Lust auf Eis vergangen oder ich war schon lange in der Eisdiele.
Ideen für Eis-Sandwiches oder Eiscreme-Sodas, perfekte Kombinationen für Eisbecher sowie Rezepte für Waffeln, Saucen und Toppings runden „Eiszeit“ ab. Selbstgemachte Waffeln sind zwar die Krönung eines jeden Home-Gelatiere, benötigen aber das richtige Equipment. Toppings wie flambiertes Marshmallow sind auf professionellen Food-Fotos schön anzusehen. Wenn aber das Eis beim Flambieren der Marshmallows vor Affenhitze traurig aus der Tüte tropft, weiß man spätestens, dass zwischen inszenierter Fotowelt und der Realität ein großer Unterschied liegt. Trotzdem: einige der Ideen sind gut und sorgen für Abwechslung im Eisbecher!
Obwohl die Eisfotos die Lust aufs Kühle wecken und „Eiszeit“ einige einfache und sehr schöne Eisrezepte bietet, muss man klar sagen: es gibt bessere Titel auf dem Markt. Unter dem Strich werfen die Rezepte zu viele Fragen auf und bieten damit zu wenig Verlässlichkeit. Das ist schade, denn so verpufft die Freude am eigenen Eis schnell und zwingt zum Gang in die nächste Eisdiele. Wer ohnehin über gute Fertigkeiten in der eigenen Eisherstellung verfügt und die verwirrenden Angaben ignoriert, bekommt aber in dem Themenkochbuch Anregungen für eine Handvoll neuer Eissorten, die andere Bücher zum Thema nicht kennen.
Shelly Kadunski
„Eiszeit: Über 50 Rezepte für Eiscreme, Frozen Yogurts, Sorbets & Toppings„
(Südwest Verlag)
112 Seiten, ISBN 978-3-517-09531-8, € 14,99
Schreibe einen Kommentar