Für viele Kinder der Traum, für Melanie Zanin die Wirklichkeit: Die Düsseldorfer Fotografin ist als Tochter eines Eismachers aufgewachsen. In der Eisdiele des Vaters hat sie nicht nur ihre Liebe für Eis entdeckt. Natürlich konnte sie sich dort durch zahllose Sorten probieren. Den Kindheitserinnerungen hat sie mit „Giro Gelato: Auf der Suche nach dem besten Eis der Welt“ ein Denkmal gesetzt. Das Buch erzählt nicht nur von der Geschichte der Eisherstellung. Es macht mit über 40 Rezepten viel Lust auf die kühle Leckerei.
Erfrischend bodenständig zeigt sich „Giro Gelato“. Wo die vielen Bücher auf dem Markt mit abgedrehten Eiskreationen wetteifern, die die ungewöhnlichsten Aromen und Geschmacksrichtungen zusammenbringen, bevorzugen Melanie Zanin und ihr Ko-Autor Manuel Weyer die Basics. Denn so toll (oder abschreckend) sich Baclava-Eis oder eine Sorte wie Ananas-Petersilie vielleicht anhören, sind es immer noch die Klassiker, die sich in Eisdielen der größten Beliebtheit erfreuen.
„Giro Gelato“ lädt die Eismacher zu Hause ein, sich an Vanilleeis, Erdbeereis, Minzeis, Amarena-Kirscheis oder Tiramisu-Eis auszuprobieren. Also zuerst an jenen bewährten Sorten, die zum Repertoir einer jeden Eisdiele gehören. Auch Fruchtsorbets aus Zitrone oder Granita mit Waldmeister oder Granatapfel sind simpel wie beliebt. Exotischer wird es mit Haselnuss-Pralineneis oder Rosenblüteneis, pseudohippen Geschmacksexperimenten verweigert sich das Buch allerdings.
Klassiker first, Hippes second
Stattdessen setzen Zanin und Weyer lieber darauf, das Eis abwechslungsreich zu servieren. Vanilleeis-Tramezzini, Safran-Eisdonuts und eine Nussnugat-Tarte mit der kalten Leckerei gehören zu den ausgefalleneren Ideen. Eis am Stiel, Eiskaffee, Bananensplit – in den Achtzigern der Eistrend – oder das von den Deutschen vergötterte Spaghetti-Eis sind heute nicht mehr wegzudenken. Auch sie finden einen Platz im Buch.
Die Ideen dazu hat Zanin auf einer Reise von Nord nach Süd gesammelt. Auf den Spuren der Eismacher von Deutschland über Österreich nach Italien besuchte sie in den Ländern Eisdielen und fotografierte die Gelatieri bei der Arbeit. Entstanden ist ein bunter Reisebericht, der nicht nur von vielen Familienerinnerungen lebt, sondern eine kleine Kulturgeschichte der Eiscreme-Zubereitung erzählt.
Die Rezepte sind einfach, übersichtlich und auch die Zubereitungszeiten bewegen sich in einem realistischen Rahmen. Nicht alle Eisrezepte benötigen eine Eismaschine. So kommt das „Mädchen-Gedeck“ aus Erdbeereis mit Vanillesauce nur in den Froster. Zanin und Weyer stellen auch viele Eisrezepte ohne Ei vor, die auf Mascarpone-Basis oder nur mit Sahne zubereitet werden. Ob mit Ei, Sahne, Milch, Mascarpone oder ein Fruchtsorbet: die Konsistenz lässt nicht zu wünschen übrig. Beim spontanen Test überzeugten sowohl das Zitronensorbet als auch Pfefferminzeis. Nur beim Weißen Schokoladeneis drängt sich der Sahnegeschmack etwas zu sehr in den Vordergrund.
Als Basic-Buch für alle Eisfans ist „Giro Gelato: Auf der Suche nach dem besten Eis der Welt“ aber eine Empfehlung! Einfache Rezepte für alle Klassiker, ein paar Extravaganzen und jede Menge Infos rund um die Geschichte der Eisherstellung machen es fast so rund wie eine Eiskugel!
Melanie Zanin und Manuel Weyer
„Giro Gelato: Auf der Suche nach dem besten Eis der Welt“
(ZS Verlag)
ISBN 978-3-89883-665-4, 152 Seiten, € 19,99
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