„Die Kultrezepte“ ist der Untertitel einer Kochbuch-Serie des Christian Verlags, die mehr als ein paar typische Gerichte bieten möchte. Nach New York und Tokyo ist mit „Barcelona“ eine europäische Metropole an der Reihe. Doch was genau machen Kultrezepte aus? Und wo schlägt das kulinarische Herz Barcelonas?
Die Küche Barcelonas ist vor allem die katalanische Küche. Neben der Paella aus Valencia und den vielen Spezialitäten Andalusiens hat sie vermutlich das am meisten geprägt, was im Ausland als spanische Küche wahrgenommen wird. Den Katalanen sollte man damit nicht kommen! Mit Spanien wollen sie nicht viel zu tun haben.
So ist Barcelona zunächst einmal das kulinarische Zentrum Kataloniens. Autor Stephan Mitsch lebt dort seit einigen Jahren, arbeitet nicht nur für Werbeagenturen, sondern vor Ort als Reiseführer. Weshalb man seine Restaurant-Tipps, die er am Ende von „Barcelona – Die Kultrezepte“ gibt, unbedingt einmal ausprobieren sollte.
Der Stadtplan, der zusammen mit den Tipps auf dem Umschlag beworben wird, ist allerdings ein Witz. Aber ein massives Kochbuch dürfte ohnehin kein Tourist mit in den Urlaub schleppen. Vielmehr sind ja die Rezepte die Stars und was diese anbelangt, hat „Barcelona“ durchaus einiges zu bieten.
In nur vier Kategorien – nämlich Tapas, Hauptgerichte, Desserts und Getränke – teilt Mitsch seine 120 Rezepte auf. Durch die übersichtliche Gliederung muss er zwar ein paar Mal alle Hühneraugen zudrücken, um ein Gericht als Hauptgericht durchgehen zu lassen: „Artischocken aus dem Ofen“ oder „Dicke Bohnen auf katalanische Art“ würde ich eher als Beilage servieren.
Richtig schön ist auf jeden Fall das knapp 80-seitige Tapas-Kapitel. Es weckt nicht nur schmackhafte Erinnerungen an den iberischen Sommer und lange Nächte mit Wein und kleinen Köstlichkeiten in den unzähligen Tapas-Bars. Die Auswahl ist auch so gut gelungen, dass Evergreens wie verschiedenste „Croquetes“, „Pan amb tomaquet“ oder „Gambas al ajillo“ und weniger bekannte Tapas wie „Päckchen von dicken Bohnen“ Hand in Hand gehen. Auch Seeigel-Tapas hat Mitsch im Programm, hier gestaltet sich das Nachkochen in nordischen Breiten wegen der Zutaten aber schwierig.
Das „Stockfisch-Püree“ dagegen ist ein ganz besonders einfaches Tapa, das sich schnell anhand der Rezeptanweisung zubereiten lässt. Sehr lecker, wenn auch intensiv im Geschmack. Einen Schrecken jagt Mitsch allerdings mit der gelegentlichen Anweisung ein, statt frischer Erbsen das Gemüse aus der Dose zu nehmen. Aber vielleicht läuft diese Zutat unter dem Label „authentisch“, denn viele Tapas-Bars setzten allzuoft auf die Konserve.
Bei den Hauptgerichten gibt es klassisch katalanisch viel Geflügel und Fisch. Zu selten – anders als vor Ort – aber gemischt wie bei „Hähnchen mit Meeresfrüchten“. Bei den Fischgerichten hält „Barcelona“ schöne Rezepte bereit: „Seehecht mit Gemüse-Julienne und Kräuteröl“ oder „Kaisergranat mit Avocadocreme“. Auch bei den Desserts hat das Buch mehr als nur „Flan“ und „Crema Catalana“ zu bieten.
Ob die Rezepte allerdings „Kult“ sind und was ein „Kultrezept“ ausmacht, das erschließt sich bei dem Kochbuch nicht. Ist es der Mainstream – also das, was alle futtern? Der kleinste gemeinsame kulinarische Nenner? Oder sind einfach mal wieder einem Marketing-Spezi die Pferde durchgegangen, weil „Kult“ einfach nur hip und trendig klingt? Vermutlich letzteres denn was die Rezepte anbelangt, hat „Barcelona“ mehr zu bieten als das Übliche. Nämlich einen schönen Querschnitt durch die katalanische Küche – von bekannteren bis weniger bekannten Gerichten.
Stephan Mitsch/ Arnold Pöschl
„Barcelona: Die Kultrezepte„
(Christian Verlag)
272 Seiten, ISBN 978-3-86244-965-1, € 29,99
Alois Feltrin
Was den positiven Gesamteindruck stark schmälert, sind die sehr vielen sprachlichen Fehler in den katalanischen Titeln der beschriebenen Menüs. Ich habe beim Durchblättern gegen 40 Fehler gefunden und diese auch dem Lektorat des Verlagshauses mitgeteilt. Nachstehend einige Beispiele:
S. 20 korrekt: pa (statt spanisch pan)
S. 26, 162 korrekt: gambes (Substantive, die auf unbetontes „a“ enden, bilden die Pluralform „es“
S.32 korrekt: bombetes de patates farcides (statt bombetas de patates farcidas)
S.34 korrekt: pebrots del padró (statt pimientos del padrón)
S. 40, 138, 140 korrekt: bacallà (statt spanisch bacalao)
S. 42 korrekt: pebrots del piquillo farcits (statt pimientos del piquillo farcits)
S.54 korrekt: paquets de faves (statt paquets de fabes)
S. 58, 214 korrekt: flam (statt spanisch flan)
S. 60/61/62 korrekt: garoines (ohne Trema, S. 62 falsche Pluralform)
S. 72 korrekt: sopa freda amb alfàbrega (statt sopa fredda amb alfaberga)
S. 74 korrekt: patates al pobre (statt patatas al pobre)
S. 84 korrekt: iaia oder jaia (statt yaya)
S. 104 korrekt: albergínies farcides (statt albergínes farcidas)
S. 126/198 korrekt: rovellons (statt spanisch níscolas)
S. 128 korrekt: ous ferrats amb ou de reig (statt ous fregits amb ou de reig)
S. 144 korrekt: pescador (statt pescader)
S. 144 korrekt: llobarro (statt lobarro)
S. 148 korrekt: salmonetes a la graella (statt salmonetes al la parilla)
S. 150 korrekt: xampinyons (statt champinions)
S. 164 korrekt: paella amb marisc (statt mariscs, marisc existiert nur in der Einzahl)
S. 166 korrekt: galeres (statt galeras)
S. 168 korrekt: sípia oder sèpia (Akzent auf der drittletzten Silbe)
S. 170 korrekt: fideus amb marisc (statt fideos amb mariscs)
S. 180 korrekt: colomins amb mongetes (statt colomas amb pochas)
S. 188 korrekt: ànec (statt anec)
S. 192 korrekt: llom de porc amb figues (statt llom de cerdo amb figues)
S. 196 korrekt: secret ibèric (statt spanisch secreto ibérico)
S. 238 korrekt: nespres oder nesples (statt spanisch nísperos)
S. 242 korrekt: síndria (statt sindría)
S. 246/248 korrekt: sangria (statt spanisch sangría)
S. 254 korrekt: sense (statt sin)
Torsten
Das stimmt natürlich! Bin leider des Katalanischen nicht so mächtig, um die Schreibfehler alle zu entdecken.